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Krisenkommunikation will gelernt sein

Podiumsdiskussion. Die drei Kommunikations- und der Cyberkriminalitätsexperte standen den interessierten Firmen- und Finanzchefs Rede und Antwort.

Im Anschluss an die vier Impulsreferate bat Moderatorin Eva Komarek die Vortragenden zu einer Podiumsdiskussion auf die Bühne, an der sich die zahlreichen Teilnehmer des CEO/CFO-Events rege beteiligten. Zunächst wurde die Frage geklärt, in welcher Reihenfolge man mit wem im Falle eines Hackerangriffs kommunizieren sollte. Für Iris Zeppezauer kommt an erster Stelle die inhouse Kommunikation, während für Jürgen Kulcsar es bei der Kommunikation nach außen vor allem um die Schnelligkeit der Berichterstattung gehe. Kulcsar: „Radio vor Fernsehen und Print. Tagesaktuelle Medien vor Wochenmagazinen. ORF vor privaten TV- und Hörfunksendern.“
ORF-Mann Tarek Leitner brachte die hohen Einschaltquoten des öffentlich rechtlichen Senders ins Spiel, und fügte hinzu, dass Unternehmen dann für Medien zur Verfügung stehen sollten, wenn diese anfragen. Leitner: „Nichts zu sagen, ist keine zielführende Strategie, weil der Bericht dann ohne einen O-Ton des jeweiligen Unternehmens gebracht werden würde.“

Einblick in die Redaktion

„Wie lange dauert es, bis eine Nachricht im ORF erscheint?“, lautete eine Frage aus dem Publikum. Wenn es eine wichtige Geschichte ist, dann werde sie sofort gecovert, gab der ZIB-1-Anchorman einen Einblick in die redaktionelle Arbeit: „Die Reaktionszeit liegt bei rund einer halben Stunde. Da ZIB-Nachrichten mehrfach am Tag produziert werden, bringen wir das Ereignis in der nächsten Sendung.“ Angst vor negativer Berichterstattung müssen Unternehmen keine haben, berichtet Kulcsar. Botschaften, die man in Interviews vermitteln will, sind zu einem gewissen Grad steuerbar. Ein bis drei Angebote eines sieben bis 15 Sekunden O-Tons, der dann tatsächlich verwendet wird, ließen sich in eine längere Antwort einbauen.
Allerdings werden durch Social Media Nachrichten häufig unkontrolliert verbreitet. Ist eine professionelle Medienstrategie ohne Berücksichtung von Social-Media-Kanälen überhaupt noch möglich? Für die Kommunikationsexperten sei es unabdingbar, Social Media von Anfang an mit einzubinden. Leitner: „Die allermeisten Pressesprecher haben ihre eigenen Social Media Accounts, über die sie in kurzen Statements berichten.“ Für Zeppezauer habe Social Media zwar eine Eigendynamik, in der Erstellung eines Notfallplans werde im Vorfeld darauf bestmöglich eingegangen.

Verhandlung mit Kriminellen

Für PwC-Cyberkriminalitätsexperte Marcell Nedelko ist die Verhandlungsführung mit Cyberkriminellen eine komplexe Herausforderung. Ein sofortiges Nachkommen der Erpressung sei schlecht, weil das Unternehmen dann auf eine schwarze Liste für erpressbare Firmen käme. „In bestimmten Ländern ist das Zahlen von Lösegeld mittlerweile unter Strafe gestellt“, berichtete Nedelko. Außerdem wisse man nicht, welche Werkzeuge man sich teuer erkaufe. Meist müsse die IT-Infrastruktur ohnedies neu aufgebaut werden. Laut Nedelko müsste in jedem Fall der Versuch unternommen werden, mit den Erpressern solange wie möglich im Gespräch zu bleiben: „Wenn andere Varianten sinnvoll erscheinen, sollte man sich Zahlungen genau überlegen, auch wenn es sich das Unternehmen leisten könnte. Denn die weiteren Konsequenzen sind nicht abschätzbar.“

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