Leben, ein Exzess
Motörhead-Sänger Lemmy wurde 65

Seine Fans feiern ihn als Gott und tatsächlich scheint Motörhead-Sänger etwas Unsterbliches an sich zu haben: Lemmy Kilmister raucht wie ein Schlot, hat Diabetes, ist der Droge Speed zugetan und trinkt täglich (mindestens) eine Flasche Whiskey. Wasser? Nein, danke. Selbst wenn er dann – wie im Hochsommer 2005 vor dem Forestglade-Festival in Wiesen – zusammenbricht. Für viele ist Lemmy ein medizinisches Wunder. Am 24. Dezember 2010 wurde er 65 Jahre alt. Bilder aus: "Lemmy Talking. Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Die Metal-Legende unzensiert!" von Harry Shaw, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 2010, 14,90 Euro (Deutschland)
(c) Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag / Lemmy Talking

Dieser Lebensstil ist legendär - und unnachahmlich. "Wir verkörpern den Rock 'n' Roll-Lifestyle. Wenn das Leben keinen Spaß bringt, kann man genauso gut tot sein. Die menschliche Rasse braucht Typen wie uns", so Lemmy. Darum beginnen die Konzerte der Gründungsväter des Speed-Metal auch mit dem Satz: "We are Motörhead. And we play Rock 'n' Roll." "Ich bin zwar alt, mittlerweile fast taub und färbe mein Haar", so Lemmy. "Aber solange ich eine Gitarre halten kann, werde ich auch weiterhin Platten aufnehmen und auf die verdammte Bühne steigen."
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Geboren 24. Dezember 1945 in Stoke-on-Trent als Ian Fraser Kilmister wuchs "Lemmy" in England und Wales auf. Seinen Spitznamen soll er einer Legende zufolge der chronischen Geldknappheit in seiner Jugend verdanken: Mit dem Satz "Lem'me a fiver" ("Kannst du mir einen Fünfer borgen?") soll er seine Freunde angepumpt haben. Stimmt nicht, sagte er später. Schon in der Volksschule habe man ihn Lemmy genannt.
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In den sechziger Jahren brachte ihn die Musik von Buddy Holly und vor allem Little Richard zum Rock'n'Roll. Er arbeitete als Roadie für Jimi Hendrix, Sid Vicious von den Sex Pistols bat ihn um Bass-Unterricht. Von der Gitarre war Lemmy auf den Bass umgestiegen - am viersaitigen Instrument war er zwischen 1971 und 1975 Teil der Band Hawkwind. Wegen Drogenbesitzes flog er raus. Lemmy mit seinen Band-Kollegen von Hawkind 1973: v.l.n.r.: Nik Turner, Del Dettmar, Dik Mik, Simon King, Lemmy und Dave Brock)
(c) Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag / Lemmy Talking

Drogen prägten von Beginn an auch Motörhead: Der Name ist ein Slang-Ausdruck für jemanden, der verrückt nach Speed ist, nach Geschwindigkeit oder Amphetaminen. "Okay, ich gebe zu, ich bin ein kleiner Speed-Freak, aber ich rühre kein Heroin an", sagte er 1972. "Deshalb lebe ich, und meine Kumpels sind tot." Foto: Motörhead-Besetzung: Phil Taylor, Lemmy und "Fast" Eddie Clarke
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"Mit 21 habe ich zum ersten Mal Drogen genommen und mit dem Trinken angefangen. Aber zu diesem Zeitpunkt war meine Persönlichkeit ziemlich weit entwickelt", erzählte der Rocker 1991. Inzwischen schweigt er zu seinem Drogenkonsum.
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Obwohl sich das Team Kilmister/Taylor/Clarke schon bald trennte und die Band unzählige Wechsel im Line-Up durchmachen musste, findet man kaum so treue Fans wie jene von Motörhead. "Es gibt keinen Plan für diese Band. Wir hatten nie einen. Deshalb gibt es uns schon so lange. Pläne machen alles kaputt. Ich glaube an Spontanität, die wir ganz sicher haben", sagt Lemmy über Motörhead.
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Seit mehr als 35 Jahren führt der exzentrische Engländer seine Band durch Höhen und Tiefen des Rockbusiness. Eine Ende ist nicht abzusehen: Den überwiegenden Teil des Jahres verbringt die Band auf Tour, den Rest im Studio. Heuer erschien "The Wörld Is Yours". Kritiken sind dem Sänger, der seit mehr als 20 Jahren in Los Angeles lebt, egal. "Ich spiele für die Kids, und nur für die Kids, solange sie uns mögen. Ich spiele nicht für Kritiker"
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Bei ihren Konzerten, die Monate im Voraus ausverkauft sind, versammeln sich mittlerweile mehrere Generationen. Motörhead-Fans sind bedingungslos treu. Warum sich Lemmy entschied, Rock'n'Roll zu machen, dafür sind zu einem nicht geringen Anteil Frauen verantwortlich.
(c) Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag / Lemmy Talking

"Mit meinem Aussehen hätte ich nie eine Chance gehabt, mit einem normalen Job auch nur annähernd so viele Frauen zu bekommen wie als Rockstar", sagte der Sänger einmal. "Wenn ich heute Abend sterbe, könnte ich mich nicht beschweren. Ich habe die ganze Welt gesehen. Ich habe Frauen jeder Größe, Figur, Farbe und religiöser Überzeugung geliebt. Und ich hatte sehr viel Spaß dabei."
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Wegen seiner Sammelleidenschaft NS-Memorabilia war Lemmy schon des Öfteren in der Kritik, er betont aber, dass er keinesfalls Anhänger dieser Ideologie ist: "Beim letzten Mal, als jemand im Internet geschrieben hat, dass ich ein Nazi sei, gab es haufenweise Proteste. Hunderte von Kids setzten sich für mich ein und schrieben: 'Nein, das stimmt nicht.' Das fand ich klasse, das war sehr gut." Über den Tod macht sich der Musiker übrigens wenig Gedanken: "Ich falle nicht tot um. Ich verpuffe."
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