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Immobilien & Schule

Bildung braucht Raum

Moderne Bildungseinrichtungen sind Lern-, Erfahrungs- und Lebensräume. Anlässlich des Denktages der Bundesimmobiliengesellschaft sprechen Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbau über Anforderungen und Chancen dieser „Zukunftsräume“.

Bildungseinrichtungen spiegeln eine Gesellschaft wider: den Wert, den sie Bildung und Wissen zumisst. Den Respekt und die Wertschätzung, die sie der zukünftigen Generation, die hier lernt, entgegenbringt. Wer nun an die eigene Schulzeit zurückdenkt und sich an dunkle Gänge und Frontalvorträge in kahlen Klassenzimmern erinnert, darf entspannt aufatmen. Denn es hat sich viel getan.

Der dritte Pädagoge

Eine Schule sei so viel mehr als ein Bauwerk, erklärt Karin Schwarz-Viechtbauer, Geschäftsführerin des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau. Deshalb wolle sie auch nicht von einem Schulgebäude sprechen, so die Expertin, sondern von einer Bildungseinrichtung: „Lernen ist ja nicht nur das kognitive Lernen – es geht auch um das soziale Lernen, um die Kooperation.“ Nicht umsonst spreche man von drei Pädagogen: der Lehrperson, der Mitschülerin/dem Mitschüler – und dem Raum als dritten: „Er kann Dinge ermöglichen oder schwerer machen. Wichtig ist es, unterschiedliche Lernsettings anzubieten, Lernen in der Großgruppe, in der Kleingruppe, individuell. Der Unterricht sollte nicht auf einen einzigen Unterrichtsraum beschränkt sein, in dem alle auf die gleiche Art lernen müssen – es braucht auch andere Bereiche, in die man ausweichen oder sich zurückziehen kann.“

Flexibilität sei eine zentrale Anforderung an die moderne Schule. Das – und ein Herz, erklärt Architekt Michael Anhammer, Geschäftsführer von Franz&Sue, der international Bildungseinrichtungen umsetzt: „Eine Schule braucht ein gemeinsames Zentrum, das Identität schafft, aber natürlich auch geschützte, dezentrale Rückzugorte. Architektur bedeutet in diesem Zusammenhang die Organisation eines vielfältigen, komplexen Organismus.“

Karin Schwarz-Viechtbauer, Geschäftsführerin des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau
Karin Schwarz-Viechtbauer, Geschäftsführerin des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau(c) beigestellt

Stolz macht Schule

Natürlich spiele aber auch die Ästhetik eine tragende Rolle, ergänzt Schwarz-Viechtbauer: „Architektonische Qualität bedeutet Aufenthaltsqualität. Ein durchdachtes Raumkonzept in einer attraktiven Architektur ist motivierend, es ist ein Ausdruck der Wertschätzung für diese zukünftige Generation.“ Man denke nur an all die prestigeträchtigen Unternehmenszentralen, die Stolz in Mitarbeitern wecken, die Identifikation schaffen – mit Schulen ist es nicht anders: „In einer Schule finden sich so viele unterschiedliche Menschen, Persönlichkeiten, an einem Ort“, so Lucie Vencelidesová, Architektin bei Franz&Sue, „wenn die alle gemeinsam stolz sind auf ihre Schule, dann schafft das Zusammenhalt“. Aber das geht doch alles kaputt, wird mancher nun seufzen, wenn die Rede ist von viel Holz und Stoffen, von weichen Materialien und Vorhängen – schließlich geht es um Kinder und Teenager. Doch weit gefehlt, da sind sich die Experten einig: „Wenn man eine attraktive, neue Schule beziehen und nutzen kann, verhalten sich auch Jugendliche anders“, bestätigt Schwarz-Viechtbauer – und eines dürfe man auch nicht vergessen: „Für viele ist die Schule die erste Annäherung an Baukultur.“ Vencelidesová ergänzt: „Durch die Gestaltung und Anordnung der Räume und die Materialwahl der Oberflächen möchten wir Gefühle und somit Werte vermitteln. Nicht nur architektonische Werte, sondern die Werte unserer Gesellschaft – wie etwa Offenheit, Selbstbestimmtheit, Flexibilität, aber auch Geborgenheit. In unseren Schulen wie auch in unserer Gesellschaft soll man sich wohlfühlen und viele Möglichkeiten haben.“

Architekt Michael Anhammer, Geschäftsführer von Franz & Sue
Architekt Michael Anhammer, Geschäftsführer von Franz & Sue(c) Paul Bauer

Das habe man bei der BIG verstanden, da sind sich die Ansprechpartnerinnen und -partner einig: „Dort hat man sich von Anfang an einer hohen Baukultur verbunden gesehen. Gemeinsam mit uns und dem Bildungsministerium ist man stark in die Entwicklung von neuen Raumkonzepten eingebunden. Und man setzt sie in den eigenen Projekten auch um“, so Schwarz-Viechtbauer. In der Zusammenarbeit schätzt man das Know-how, erzählt Anhammer: „Ein Direktor, eine Direktorin erlebt so einen Schulbau vielleicht einmal im Leben. Da braucht es Begleitung. Die BIG hat sich über Jahrzehnte eine enorme Kompetenz aufgebaut – man braucht bei so einem Projekt jemanden, der die richtigen Fragen stellt. Die BIG kann das.“

Bestand adaptieren

Nun sind aber das österreichische Bildungswesen und seine Einrichtungen wohl kaum eine Tabula rasa, die man nach den Vorstellungen der modernen Bildungswissenschaft einfach neu beschriften kann – ein kreativer, adaptiver Umgang mit dem Bestand ist gefragt. Die große Chance seien Umbauten, Renovierungen, Erweiterungen, erklärt Schwarz-Viechtbauer: „Hier muss man ganz genau ausloten – im Idealfall unter Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer, insbesondere  den Pädagoginnen, – was man aus einem solchen Bau herausholen kann. Wo es  Potenziale gibt, die man pädagogisch aktivieren kann, wie wir sagen.“ Eine Goldgrube seien oft die Gangflächen – mit denen habe auch vieles begonnen, erzählt die Expertin: Eine Pädagogin weiß, dass einige Kinder eigentlich ein anderes Setting benötigen würden, und stellt einen Tisch und ein paar Sessel auf den Gang. Schon ist ein erweitertes Klassenzimmer geschaffen. Werden alle Flächen, auf denen es – vor allem unter dem Aspekt des Brandschutzes - möglich ist, als Lern- und Lebensräume genutzt, die sich die Schüler und Schülerinnen immer wieder neu aneignen können, werden im Zuge eines Umbaus Räume geöffnet, freier gemacht, dann sei beispielsweise auch ein denkmalgeschütztes Gründerzeitgebäude, mit seinen hohen Decken und seinen großen Fenstern, ein wunderbarer Bildungsraum.

Lucie Vencelidesová, Architektin bei Franz & Sue
Lucie Vencelidesová, Architektin bei Franz & Sue(c) Paul Bauer

Internationales Vorbild

Sei man Anfang der 2000er-Jahre noch mit sehnsüchtigen Blicken nach Skandinavien gefahren, so sei heute Österreich ebenfalls zum Ziel internationaler Exkursionen geworden, wenn es um den Bildungsbau gehe, erzählt Schwarz-Viechtbauer: „Da hat sich viel getan, auf das wir sehr stolz sein können.“ Generell gebe es in Österreich „viel ,Soll’ aber wenig ,Muss’“, erklärt Anhammer, was für den Architekten einen gewissen kreativen Spielraum bedeute – anders als etwa in Deutschland: „Dort versucht man, alles richtig zu machen. Und wenn dann alle Punkt auf der Liste abgehakt sind, dann bleibt kein Platz mehr für Ideen. In Österreich ist man da Gott sei Dank offener.“ Schließlich müsse eine Schule wachsen können, sich entwickeln – lernen. Genauso wie die Nutzerinnen und Nutzer.

Information

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) feiert heuer ihr 30-jähriges Jubiläum – Tochterunternehmen ARE Austrian Real Estate wird zehn. Die beiden Unternehmen befinden sich im Besitz der ÖBAG, die zehn staatliche Beteiligungen der Republik Österreich verwaltet. 

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