Die neue Universitätsbibliothek in Graz, ein moderner und zeitgemäßer „Wissensspeicher“.
Anzeige
Universitäten

Die Architektur des Wissens

Die Rolle von Universitäten für unsere Gesellschaft ist vielfältig und kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Architektur, Gestaltung und Planung von Universitätsgebäuden sind deshalb eine große Aufgabe.

Universitäten werden gemeinhin als Orte der Forschung und Lehre beschrieben – und während das in sich schon ein nobler Auftrag ist, so sind sie doch so viel mehr als das: Für viele von uns ist es der erste Schritt ins Erwachsensein. Das schulische Hausaufgabenmachen weicht dem universitären Diskurs, oft verlassen wir Elternhaus oder sogar Heimatort. Universitäten sind Orte, an denen Selbstbestimmung erlernt und erlebt wird, an denen sich unsere Persönlichkeit vom Kind zum Erwachsenen wandelt. Auch für eine Gesellschaft sind Universitäten formgebend: Als Gebäude sind sie architektonische Prestigeobjekte, als Institution Grundlage für den Ruf eines Landes als Wissenschaftsstandort und Inkubatoren für Fortschritt und Innovation. Und gerade in den vergangenen Jahrzehnten hat sich auch die Rolle der Universitäten und ihrer Campus-Standorte als urbane Lebensräume enorm entwickelt.

Auch für die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) spielen Universitätsliegenschaften eine tragende Rolle. 2,2 Millionen Quadratmeter der insgesamt 7,5 Millionen Quadratmeter Fläche im Portfolio des gesamten Konzerns entfallen auf sie. „Universitäten und ihre Infrastruktur sind oft Großprojekte, die mit dem Stadtteil auf vielfältige Weise interagieren und auch als Aufenthalts- und Lebensräume für die Öffentlichkeit fungieren“, erklärt BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss. Seit einigen Jahren habe die Gestaltung und Entwicklung von Campusstandorten in Österreich eine enorme Dynamik entwickelt, bestes Beispiel sei das Gelände der Wirtschaftsuniversität im zweiten Bezirk in Wien: „Bei seiner Eröffnung war der Campus eine Sensation, nicht nur in Wien – immerhin ist die WU einer der größten wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Ausbildungsplätze in Europa.

Inzwischen hat er sich mit seinen Freiflächen und der Gastronomie zu einem attraktiven Stadtteil und zu einem Anziehungspunkt für Besucher und Touristen entwickelt.“ Zahlreiche solcher Universitätsviertel sind seither in österreichischen Städten entstanden.

Hochsensible Räume

Spricht man von Planung und Bau von Universitätsgebäuden und ihrer Infrastruktur, dann spricht man von einer Vielfalt von Spezialnutzungen mit enormen Ansprüchen – vom Hightech-Labor bis zum Orchestersaal. An naturwissenschaftlichen Universitäten wird oft mit hochsensiblem Equipment in Millionenwert gearbeitet, Versuchsanordnungen sind auf exakte Rahmenbedingungen angewiesen, um aussagekräftig zu bleiben – Feuchtigkeits- oder Temperaturschwankungen, Lichteinfall und kleinste Erschütterungen können große Auswirkungen haben. Im Bereich der Kunstuniversitäten ist es vor allem die Akustik, der ein hoher Stellenwert zukommt. Benachbarte Proberäume dürfen einander nicht beeinträchtigen. Wer unterschiedliche Konzerthallen kennt, weiß, wie unterschiedlich die Akustik sein kann und wie sehr dies die Wahrnehmung eines Stückes beeinflussen kann – ebenso verhält es sich mit Probe- und Lehrräumen. Inmitten all dieser Herausforderungen gilt es natürlich, Hörsäle, Seminarräume, Büros – und im Idealfall auch die Öffentlichkeit, Kunst, Veranstaltungsräume, Gastronomie und vieles weitere – unterzubringen. Und last but not least: ansprechende Architektur.

Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer BIG
Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer BIG (c) Peter Rigaud

»„Die Architektur eines Universitätsgebäudes ist immer auch ein Statement.“«

Hans-Peter Weiss

Der BIG-Geschäftsführer nennt Beispiele: Für die Boku wurde ein Seminargebäude aus Holz errichtet und nimmt damit den Fokus der Universität auf. Beim neuen Future Art Lab der mdw darf es hingegen etwas opulenter zugehen – die schimmernde Fassade des markanten Neubaus gliedert sich harmonisch in die historische Substanz ein und führt sie in die Zukunft.

Kunst der Nachhaltigkeit

Universitäten als Institutionen haben kulturelle und wissenschaftliche Vorbildfunktion, was sich auch in den Gebäuden selbst zeigen muss, so die Philosophie der BIG. Gerade deshalb sei die Integration von Nachhaltigkeit so wichtige Aufgabe der BIG, ist Hans-Peter Weiss überzeugt: „Diese Orte sind prädestiniert dafür, Inspiration in den Alltag zu bringen, und ein waches Bewusstsein für unsere architektonische Umgebung zu schaffen.“ In Neubauten wird deshalb stets auf höchste Standards bei Klimaschutz und Energieeffizienz geachtet, Grünflächen, Fotovoltaikanlagen, Erdwärmepumpen und andere alternative Energiesysteme werden integriert, die Abwärme aus den Labors wird genutzt, schadstofffreie Baumaterialien kommen zum Einsatz.

Universitäten sind oft in historischen Gebäuden untergebracht. Auch diese ehrwürdigen Mauern sollen dem universitären Innovationsanspruch gerecht werden, ist er doch seit jeher der Grund für ihr Bestehen. Deshalb sucht die BIG stets nach Möglichkeiten der Erneuerung – und findet sie auch: Mit der extensiven Begrünung des Audimax-Daches beispielsweise zeige man, dass man auch in einem denkmalgeschützten Ensemble etwas bewirken kann: „Hier wurde eine Grünfläche mitten in der Stadt geschaffen“, so Weiss, „Sie beeinflusst das Mikroklima positiv und wirkt der urbanen Überhitzung entgegen. Die Dachbegrünung erhöht außerdem die Biodiversität, bietet Kleinstlebewesen einen Lebensraum und dient Insekten als Brutstätte.“ Nicht zuletzt sei die Erhaltung und Revitalisierung von Bestandsgebäuden die nachhaltigste Maßnahme, so Weiss: „Damit schonen wir Ressourcen, verhindern neue Bodenversiegelung und erhalten natürlich auch die architektonische Schönheit dieser Gebäude. In diesem Sinne ist das gelebter Klimaschutz.“

Tipp: Ausstellung „Good Vibrations“

Neben der Wissenschaft sind auch die Kreativität, die Kultur – die Kunst – ein zentraler Bestandteil des universitären Diskurses. Aus diesem Gedanken heraus wurde vor 15 Jahren die Initiative BIG ART ins Leben gerufen, die den Dialog zwischen Kunst und Architektur fördert: „Unter dem Titel BIG ART bringt die BIG Kunst in den öffentlichen Raum. Wir haben vor allem mit unseren Schulen und Universitätsgebäuden die Möglichkeit, Kunst in der Mitte der Gesellschaft stattfinden zu lassen“, erklärt Weiss den Grundgedanken. An den österreichischen Universitäten gibt es aktuell 40 Kunst- und Bau-Projekte von BIG ART und es werden immer mehr. Wer nun neugierig auf das vielfältige kulturelle und wissenschaftliche Mosaik geworden ist, das sich hinter dem Begriff „Universität“ versteckt, dem sei die Ausstellung „Good Vibrations – Die Universität als urbaner Campus“ ans Herz gelegt: Die Ausstellung der österreichischen Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) zeigt anhand von mehreren realisierten Um- und Neubauprojekten, wie aus baukünstlerischem Diskurs und städtebaulicher Planung „Good
Vibrations“ entstehen.

Ursprünglich im Aedes Architekturforum in Berlin gezeigt, ist die Ausstellung nun in die ehemalige Postsparkasse, das Neue Haus für Kunst und Wissenschaft, übersiedelt und kann noch bis 25.11. besucht werden.

www.big.at/goodvibrations

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.