Energieschub für die Geldbörse

Energieschub fuer Geldboerse
Energieschub fuer Geldboerse(c) EPA (Karl-Josef Hildenbrand)
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Passiv- und Niedrigenergiehaus. Heizkosten reduzieren würde jeder gern. Mit welchen Systemen im Hausbau und in der Sanierung das heute möglich ist, welche Vor- und Nachteile es gibt.

Das neue Jahr hat begonnen – und der Winter ist noch lange nicht vorbei. Im kältegeplagten Österreich wird also geheizt, was das Zeug hält. Die endlichen Mengen fossiler Brennstoffe sowie die politische Abhängigkeit von Gas- und Ölexporten durch Zweit- oder Drittstaaten zwingen aber mittlerweile zu einem Umdenken in der Wärmeversorgung. Nicht zuletzt geht es – neben der Schonung von Ressourcen – um die Schonung der eigenen Geldbörse.

Wer heute baut oder einen Bestand saniert, wird sich vernünftigerweise die Frage stellen, wie er am besten Energie sparen kann. Der effizienteste Weg, Heizkosten zu minimieren, liegt in der Bauweise der eigenen vier Wände. Sogenannte Niedrigenergie- und Passivhäuser sind energiesparende und umweltschonende Alternativen zur klassischen Bauweise.

Kleine Unterschiede

Niedrigenergiehäuser sind darauf ausgerichtet, den regulären Heizkostenverbrauch durch die Nutzung alternativer Energiequellen – wie aktive und passive Sonnenenergie, Biomasse oder Wärmepumpen – sowie durch eine effektive Wärmedämmung und Isolierung zu minimieren. Dadurch soll der Energiebedarf an regulärer Heizwärme auf unter 45Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr reduziert werden.

Auch das Passivhaus arbeitet mit einer Kombination aus verschiedenen Energiequellen, kommt allerdings gänzlich ohne ein konventionelles Heizsystem aus. Günter Lang, Konsulent für Passivhaus-Baukonzepte und Sprecher der IG Passivhaus, erklärt die Technik folgendermaßen: „Energie, die nicht verloren geht, braucht auch nicht erzeugt werden. Die Beheizung im Passivhaus erfolgt durch eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung aus der Abluft.“ Maximal verbraucht ein Passivhaus nur 15Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr bei laufendem Betrieb.

Wolfgang Mraz, Leiter der Gruppe Haustechnik und Öko-Förderungen MA25 der Stadt Wien, empfiehlt Interessierten, unbedingt eine Kostenhochrechnung der beiden Systeme Niedrigenergie- und Passivhaus auf deren spezifische Anforderungen für die nächsten 35 bis 40Jahre vorzunehmen. „Ein Systemwechsel ist im Nachhinein eher nicht möglich. Das bedeutet, man sollte sich zuerst fragen: Wie viel kostet mich das System wirklich? Wie hoch sind meine Investitionen, wie hoch die Instandhaltungskosten, und in welcher Relation stehen diese zu den tatsächlichen Energiekosten?“

Eine Investitionsfrage?

In Sachen Investitionskosten sind beide Systeme laut Lang nahezu ident. Zwar seien die Baukosten für ein Niedrigenergiehaus geringfügig günstiger als für ein Passivhaus – Ersteres trage aber auch kontinuierliche Kosten mit sich. Hingegen fallen für ein Passivhaus keine weiteren Investitionen mehr an.
Anders sieht es bei der Sanierung von Altbauten aus: Während bereits bestehende Gebäude durch entsprechende Sanierung ohne große Schwierigkeiten zu Niedrigenergiehäusern umgewandelt werden können, erfordert die Passivbauweise grundlegende architektonische, geologische und thermische Vorbedingungen, die Mehrkosten mit sich bringen. Das Gebäude soll eine möglichst dichte Außenhülle besitzen und muss kompakt gebaut sowie bestens isoliert sein. Geologisch soll der Bau sich nach Süden orientieren und keine Schattenflächen aufweisen. Zur Beheizung ist eine thermische Erdvorwärmung der zugeführten Frischluft nötig.

Nach seiner persönlichen Erfahrung gefragt, stellen für Mraz Niedrigenergiehäuser „das Optimum zwischen Kosten und Nutzen dar – sie verbinden die klassische Heiztechnik mit ökofreundlicher Hochtechnologie“. Wer ein emissionsfreies beziehungsweise -armes Haus baut, um damit effektiv Geld zu sparen, könnte allerdings bei beiden Varianten im Nachhinein enttäuscht werden, warnt Mraz: „Ohne vernünftige Kostenvorberechnung verschiebt man seine Heizkosten in Instandhaltungskosten.“

Ohne Alternative

Für die Zukunft sieht Sprecher der IG Passivhaus Lang die Passivbauweise naturgemäß als die einzige wirtschaftlich und ökonomisch rentable Variante an, die am Markt bestehen kann: „Bis 2051 soll nach Plan der EU bis zu 95Prozent des derzeitigen Energieverbrauchs eingespart werden. Fakt ist: Wir müssen uns von den Öl- und Gasreserven verabschieden. Die Zukunft liegt in dezentralen Versorgungseinheiten.“


www.wien.gv.at/wohnen/wohnbautechnik/index.html
www.igpassivhaus.at
www.passivehouse.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2011)


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