Tina Turner: Eine Powerfrau, die sich befreien musste

Tina Turner, die "Queen of Rock 'n' Roll" hat mit ihrer gewaltigen Stimme, gewagten Kostümen, sexy Tanzeinlagen und überschäumender Energie ein Millionenpublikum in Ekstase versetzt. Am 24. Mai ist sie im Alter von 83 Jahren gestorben. >> Zum Nachruf: Tina Turner: Sie war eine selbstbestimmte Frau

Welthits wie "Private Dancer", "Simply the Best", "We Don't Need Another Hero" oder "What's Love Got To Do With It" sicherten ihr in den 1980er und 1990er Jahren einen ewigen Platz im Pop-Olymp.

Tina Turner wurde kam als Anne Mae Bullock kam 1939 als Tochter eines Diakons der örtlichen Baptistenkirche in Tennessee zur Welt. Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf, im kleinen Ort Nutbush.

Es war Ike Turner, ihr späterer Ehemann und Tyrann, der sie 1958 entdeckte und ihr den Vornamen Tina gab. Zunächst als Backgroundsängerin seiner Band Kings of Rhythm, die bald in Ike & Tina Turner umbenannt wurde.

Hits wie "River Deep - Mountain High", "Proud Mary", und "Nutbush City Limits" stürmten die Charts.

Wie Turner erst viel später enthüllte, war die Ehe aber eine Tortur für sie. Ike schlug und drangsalierte sie. Mit 37 Jahren flüchtete sie vor ihm kurz vor einem Auftritt in ein Hotel, mit nichts mehr als den Kleidern, die sie am Leib trug, und ein wenig Geld.

Turner gab alle finanziellen Ansprüche aus dem gemeinsamen Musikschaffen auf, um schnell durch die Scheidung zu kommen.

Diese düstere Seite zeigte auch die Filmbiografie "Tina - What's Love Got To Do With It?" (1994, im Bild), mit Angela Bassett in der Oscar-nominierten Hauptrolle und Laurence Fishburne als Ike Turner.

Mit 45 Jahren strahlte Tina Turner wieder im Scheinwerferlicht: Das Album "Private Dancer" wurde 1984 ihr Solo-Durchbruch.

Fortan füllte sie in aller Welt Stadien und Musikbühnen und landete mehrer Welthits. Turner gewann zahlreiche Musikauszeichnungen. 2021 wurde sie in die "Rock & Roll Hall of Fame" in Cleveland in den USA aufgenommen.

Als sexy Bandenchefin Aunty Entity in "Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel" (1985) festigte sie ihr Image als Powerfrau auch filmisch.

Wie subtil sie trotz aller Power sein konnte, zeigte sie etwa im Duett "Tonight" mit David Bowie, das man als Live-Version von 1985 kennt. Geschrieben hat Bowie den Song mit Iggy Pop.

Mick Jagger hatte Ike & Tina Turner 1966 als Vorgruppe der Rolling Stones verpflichtet, wohl wissend, dass diese Sängerin ihm die Show stehlen könnte. Wie die beiden damit kokettierten, konnte man noch fast 20 Jahre später bei ihrem Duoauftritt bei "Live Aid" von 1985 sehen.

Powerful und subtil war sie auch in ihrem James-Bond-Song "Golden Eye" (1995).

Mit dem italienischen Superstar Eros Ramazzotti nahm sie 1997 das Duett "Cose Della Vita" auf.

Legendär war jedenfalls ihre Live-Performance: Turner tobte, stampfte, schleuderte ihr Haar, hantierte auf eindeutig zweideutige Weise mit dem Mikrofon.

Nach einer Abschiedstournee 2009 zog sie sich im Alter von 70 Jahren ins Privatleben zurück. Sie genoss nach eigenen Angaben nach Jahrzehnten harter Arbeit fortan das Leben ohne Verpflichtungen.

Mit ihrem 16 Jahre jüngeren deutschen Partner Erwin Bach lebte sie seit den 90er-Jahren am Zürichsee in der Schweiz. Dort feierten die beiden 2013 ein rauschendes Hochzeitsfest. Turner nahm in diesem Jahr auch die Schweizer Staatsbürgerschaft an.

Ihre zwei leiblichen Söhne hatte Turner überlebt: Craig, dessen Vater der Saxofon-Spieler Raymond Hill war, nahm sich 2018 das Leben. Ronnie, Sohn von Ike Turner, hatte Alzheimer und starb 2022 mit 62 Jahren.