Eine Verschwendung, die die Würde zum Leuchten bringt

Das Erlebnis der eigenen Würde macht großzügig. Wer braucht Zeichen deiner Hochschätzung? Wen lädst du ein?

Dem Konzernchef sieht man es an, dass er „feinste Speisen und beste erlesene Weine“ liebt, wie sie der Prophet Jesaja für das himmlische Gastmahl in Aussicht stellt. Zu Geschäftsessen haben seine wichtigsten Leute zu kommen. Mancher Vorstand soll schon am Tisch gekürt worden sein.

Wer an die Tafel des Chefs geladen ist, weiß um seine Verantwortung. Sekretärinnen, Chauffeure und die Pensionisten der Firma erhalten ebenfalls Essenseinladungen. Und es fehlen nie die „teuren Freunde“, Künstler, Kinder und Bettelpriester. So wird am Tisch „Corporate Social Responsibility“ umgesetzt.

Die höchste Auszeichnung ist es, wenn der Chef nach Hause einlädt. Ein solch königliches Mahl hat schon bei erlesenem Burgunder im Weinkeller geendet. Der Herr Präsident hält Hof und führt seine Firma mit Großzügigkeit. Eine Verschwendung, die dem Gast Würde verleiht.

Es ist wie im Orient im Haus der Maria. Sie nahm ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Narde ist das aus der Wurzel des indischen Nardengrases gewonnene wohlriechende Öl; sein Preis war äußerst hoch. Die Narde war Bestandteil des heiligen Räucherwerks im Tempel. Der biblische Henoch traf die Narde auf seinen Wanderungen über die Berge im Osten der Enden der Erde an – damit ist wohl Indien gemeint. „Nach diesen Wohlgerüchen sah ich, als ich nach Norden über die Berge hinblickte, sieben Berge voll von köstlicher Narde, Mastix, Zimt und Pfeffer.“ (Hen 32,1)

Joh 12,3

Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.

Der Duft des Nardenöls weckt die Liebe. Im Hohelied der Bibel schwärmt der Bräutigam von der Braut: „Ein Lustgarten sprosst aus dir, Granatbäume mit köstlichen Früchten, Hennadolden, Nardenblüten, Narde, Krokus, Gewürzrohr, Zimt, alle Weihrauchbäume, Myrrhe und Aloe, allerbester Balsam.“ (Hhl 4,13f)

Nardenöl und Salbung stehen für Zuwendung und Verschwendung, die die Würde des Menschen zum Leuchten bringen. Wohlriechende Salben wurden schon in der Antike produziert und sind heute zu einer Industrie geworden.

Maria erweist Jesus verschwenderische Liebe und salbt ihm die Füße. Gesalbt werden nach der Bibel Priester, Könige und Propheten. Mit dem Nardenöl offenbart Maria die höchste Würde ihres Gastes. Er ist der Messias. Die Großzügigkeit, die die Frau ihrem Gast entgegenbringt, erleben alle. Das ganze Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. Gesalbt zu selbstbewussten und menschlichen Führungskräften gehen sie ihre Wege.

Das Erlebnis der eigenen Würde macht großzügig. Wer braucht Zeichen deiner Hochschätzung? Wen lädst du ein?

Bimail steht für Bibelmail, ein wöchentliches Rundschreiben des Teams um Pater Georg Sporschill, adressiert an Führungskräfte. Darin werden Lehren aus der Bibel auf das Leben von heute umgelegt.


E-Mails: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2011)

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