Im Zelt des Diktators
Wie der Westen Gaddafi hofierte

Die eskalierende Gewalt in Libyen bringt den Westen in die Bredouille. Schließlich war Diktator Muammar al-Gaddafi zuletzt ein gern gesehener Staatsgast und Handelspartner. (Im Bild: Gaddafi mit EU-Ratspräsident Van Rompuy und Sloweniens Ministerpräsident Pahor)
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Nach jüngsten Zahlen bekam Gaddafi von EU-Staaten zuletzt jedes Jahr Waffen im Wert von mehreren hundert Millionen Euro geliefert. Als Reaktion auf die Unruhen wurde der Waffenhandel ausgesetzt.
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Lange war Libyen als "Schurkenstaat" isoliert und mit Sanktionen belegt gewesen. 1999 schwor Gaddafi öffentlich dem Terrorismus ab, 2003 kündigte er an, sein Atomprogramm einzustellen. Das Verhältnis zum Westen verbesserte sich - nicht zuletzt, weil Libyen ein wichtiger Öllieferant ist und Ströme illegaler Flüchtlinge nach Europa aufhalten soll.
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2004 reiste Gerhard Schröder als erster deutscher Kanzler überhaupt nach Libyen."Die Änderung seiner Politik ist wirklich beachtenswert", sagte er nach dem Besuch in Gaddafis Beduinenzelt.
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Die EU empfing den Diktator und sein Gefolge im April 2004 mit offenen Armen. Der damalige Kommissions-Präsident Romano Prodi holte den Gast sogar persönlich vom Flughafen ab - eine Ehre, die nur wenigen Besuchern zuteil wird. Gaddafi ließ in einem Brüsseler Park sein Zelt aufbauen und verkündete: "Libyen ist die Brücke nach Afrika, Libyen ist die Brücke nach Europa".
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Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy lud Gaddafi 2007 nach Paris ein. Die Opposition kritisierte den "Zirkus", der um den Diktator veranstaltet werde. Im Elysee betonte man hingegen den wirtschaftlichen Nutzen: Die mit Libyen geschlossenen Verträge kämen für Frankreich 30.000 Arbeitsplätzen gleich.
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Auch die Beziehungen zu den USA verbesserten sich. 2008 empfing Gaddafi die damalige Außenministerin Condoleezza Rice in Tripolis. Sie war die ranghöchste US-Politikerin seit 50 Jahren, die Libyen besuchte. Gaddafi und Rice verhandelten über ein Handelsabkommen und eine Zusammenarbeit im Öl-Sektor. "Dieser Abend markiert eine neue Phase", sagte Rice nach dem Treffen.
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Die besten Beziehungen pflegt Libyen mit Italien. Regierungschef Silvio Berlusconi bezeichnet den "Colonello" als persönlichen Freund. Den Begriff "Bunga Bunga" für seine wilden Partys hat er angeblich von Gaddafi übernommen. 2009 schloss Italien mit seiner ehemaligen Kolonie ein Freundschaftsabkommen.
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Auch US-Präsident Barack Obama schüttelte Gaddafi schon die Hand (im Bild beim G8-Gipfel im Sommer 2009)...
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... ebenso wie Österreichs Außenminister Michael Spindelegger (im Bild beim EU-Afrika-Gipfel im November 2010).
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Bei den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag von Gaddafis Machtübernahme spielte unter anderem eine Tiroler Bundesheer-Kapelle auf. Verteidigungsminister Norbert Darabos rechtfertigte den umstrittenen Auftritt: Dabei sei es auch um ein Jubiläum der Afrikanischen Union und die "Sicherheit der österreichischen Soldaten in Afrika" gegangen, sagte er mit Verweis auf den Tschad-Einsatz, bei dem man Unterstützung von libyscher Seite bekommen habe.
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Die guten Beziehungen zu Österreich reichen weit zurück: 1982 lud Bruno Kreisky Gaddafi zu einem viertägigen Staatsbesuch nach Österreich. Ein diplomatischer Drahtseilakt, galt der "Revolutionsführer" damals doch als der "gefährlichste Mann der Welt". Es handelte sich um den ersten offiziellen Besuch in einem westlichen Staat seit über zehn Jahren. Im Gegenzug verlieh Gaddafi 1989 Kreisky den höchsten Orden seines Landes.
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