Geflohen, getötet, gefangen
Die Gaddafi-Familie
Niger hat Saadi al-Gaddafi, den Sohn Muammar al-Gaddafis, an Libyen ausgeliefert. Andere Mitglieder des Clans leben heute im Exil, wurden getötet oder befinden sich in Gefangenschaft.

Nach dem Sturz seines Vaters Muammar al-Gaddafi setzte er sich ins Nachbarland Niger ab. Das Land hat ihn nun an Libyen ausgeliefert. Der 1973 geborene Saadi besuchte die libysche Militärakademie und hatte den Rang eines Oberst. Nachdem er als Kommandant einer Eliteeinheit Islamisten in Libyen bekämpft hatte, ging er 2003 als Fußballprofi nach Italien. Er stand dort bei mehreren Erstligamannschaften unter Vertrag, kam aber trotz Geldzuwendungen aus Libyen an seine Vereine kaum zum Einsatz.
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Muammar al-Gaddafi (geboren 1942) kam 1969 bei einem unblutigen Miltärputsch in Libyen an die Macht. Bis zu dem Bürgerkrieg 2011 beherrschte der selbsternannte Revolutionsführer das Geschehen in Libyen. Für seine Verwicklungen in Terroranschläge geächtet, wurde er später wieder von internationalen Politikern rehabilitert. Muammar al-Gaddafi wurde am 20. Oktober 2011 bei der Flucht aus seiner Geburtsstadt Sirte gefangen, getötet und an einem unbekannten Ort begraben.
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Saif al-Islam al-Gaddafi (geboren 1972) ist der bekannteste Sohn. Sein Vorname wird mit "Schwert des Islams" übersetzt. Saif Gaddafi galt im Westen lange Zeit als moderater Reformer und Wunsch-Nachfolger auf Muammar al-Gaddafi. Er studierte auch in Österreich und pflegte eine Freundschaft mit Jörg Haider. Während des Umsturzes kämpfte er an der Seite seines Vaters. Im November 2011 wurde er in as-Sintan im Westen Libyens festgenommen. Bis heute ist er dort in Haft. Im Frühjahr begann das erste Gerichtsverfahren gegen ihn.
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Der vermutlich 1975 geborene Sohn Motassim Billah al-Gaddafi absolvierte eine militärische Ausbildung in Libyen und Ägypten. Nach einem Zerwürfnis mit dem Vater floh er vorübergehend nach Ägypten. Später durfte er in die Heimat zurückkehren und befehligte fortan die einflussreiche Präsidentengarde. Er wurde gemeinsam mit seinem Vater in Sirte gefangen, getötet und an einem unbekannten Ort begraben.
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Sie ist die zweite Ehefrau Gaddafis und Mutter von sieben seiner acht leiblichen Kinder. Die einstige Krankenschwester heiratet Muammar al-Gaddafi 1971. Sie gilt als diskret, während der Herrschaft Gaddafis hatte sie großen Einfluss. Gemeinsam mit ihrer Tochter Aisha und den Söhnen Muhammad und Hannibal floh sie Ende August 2011 nach Algerien. Im Oktober 2012 erhielten alle Asyl im Oman, wo sie sich noch immer aufhalten.
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Sie ist die einzige Tochter des Ex-Diktators. Sie wurde 1976 geboren und studierte später in Tripolis und Paris. Aisha gehörte zu der Gruppe von Rechtsanwälten, die den gestürzten und später hingerichteten irakischen Diktator Saddam Hussein verteidigte. Nur einen Tag nach ihrer Flucht nach Algerien brachte sie Ende August eine Tochter zur Welt. Heute lebt sie im Oman.
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Der Absolvent der Militärakademie in Libyen (geboren 1977) ist wiederholt durch seinen luxuriösen Lebensstil und Gewalttaten in die Schlagzeilen geraten. Die Festnahme Hannibals und seiner Frau Aline im Juli 2008 in Genf führte zu einem diplomatischen Konflikt mit Bern. Die Schweizer Justiz warf dem Paar Gewalt gegen zwei Dienstmädchen vor, legte den Fall dann aber zu den Akten. Auch Hannibal floh mit anderen Familienmitgliedern zuerst nach Algerien und erhielt 2012 Asyl im Oman.
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Der 1970 geborene Informatiker leitete das staatliche Post- und Fernmeldeunternehmen. Zudem besaß er zwei libysche Mobilfunk-Anbieter. Der einzige Spross aus der ersten Ehe des Herrschers führte außerdem das Nationale Olympische Komitee.Mohammed wurde nach Angaben der Rebellen bei der Blitzoffensive auf Tripolis festgenommen, konnte dann aber fliehen. Er lebt wie andere Gaddafi Angehörige im Oman.
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Der Gaddafi-Sohn war mehrere Jahre an der Technischen Universität München als Student immatrikuliert, wo er in einer exklusiven Villa wohnte, das Leben mit Alkohol und teuren Autos genoss und mehrfach mit der Justiz in Konflikt geriet, etwa wegen Fahrens ohne Führerschein und Trunkenheit am Steuer. Er wurde Ende April 2011 gemeinsam mit drei von Gaddafis Enkelkindern bei einem Nato-Luftangriff in Tripolis getötet.Bild: Das Haus von Saif-al-Arab nach dem Luftangriff
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Der jüngste Sohn Gaddafis wurde 1983 geboren. Er kommandierte eine berüchtigte Eliteeinheit und galt als Hardliner. Der UN-Sicherheitsrat warf ihm vor, in die Repression von Demonstrationen verwickelt zu sein. Sein Tod wurde während der Revolte gegen Gaddafi mehrfach vermeldet und hat sich bisher nie bestätigt.
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