Plagiatsverdacht
Von Politikern, Promis und Professoren
Die Plagiatsjäger haben Hochsaison, eine Copy-and-Paste-Affäre jagt die nächste. Wer aller unter Plagiatsverdacht stand, steht - oder seinen Titel schon abgegeben hat.

Die deutsche Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) ist bereits die zweite Person aus Merkels Ministerriege, die wegen eines Plagiats zurücktreten muss. Die Uni Düsseldorf hat ihr Anfang Februar den Doktortitel entzogen. Wenig später trat sie zurück. Eine Klage gegen ihre Uni blieb erfolglos.
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Seine Plagiats-Vergangenheit holt den ehemaligen deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) auch in den USA ein: Studenten am renommierten Dartmouth College protestierten gegen einen geplanten Vortrag Guttenbergs. Nach einem Bericht der Uni-Zeitung "The Darthmouth" vom Dienstag verzichtete Guttenberg daraufhin auf seinen Auftritt.
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Guttenberg ist längst nicht der einzige Prominente, der bei seiner Abschlussarbeit plagiiert hat - oder zumindest unter Verdacht geraten ist. Noch immer wird alle paar Wochen eine neue Copy-and-Paste-Affäre bekannt. Berühmte Abschreiber finden sich unter Politikern, Wissenschaftern, Autoren und Journalisten.
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Den ungarischen Staatspräsident Pal Schmitt brachte sein Plagiat zu Fall: Er hat den Großteil seiner Doktorarbeit abgeschrieben. Der Doktortitel wurde ihm aberkannt, schlussendlich ist er zurückgetreten.
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Beschuldigt wurde auch der Sohn des ehemaligen bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Dominic Stoiber: Seine Dissertation werde routinemäßig überprüft, wie in allen Fällen, in denen der Vorwurf des Plagiats erhoben wird, heißt es von der Uni Innsbruck. Stoiber hatte dort 2010 über die deutsche Förderalismusreform promoviert. Edmund Stoibers Tochter Veronica Saß hat ihren Doktortitel mittlerweile verloren.
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Sie soll in ihrer Dissertation zum Thema Regulierung im Mobilfunk laut VroniPlag über fast 40 Seiten durchgängig einen anderen Aufsatz kopiert haben. Die Uni Konstanz entzog ihr den Titel. Sie klagt nun dagegen.
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Jüngster Fall in Österreich: Martin Ehrenhauser. Die Diplomarbeit des ehemaligen Mitstreiters von Hans-Peter Martin wird geprüft, so die Uni Innsbruck. Die Arbeit enthalte "eine große Menge eindeutiger Plagiate", so die "Initiative Transparente Wissenschaft". Ehrenhauser wittert ein Komplott. Er habe sich in seiner politischen Arbeit "viele Feinde gemacht".
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Im Fall des Party-Prinzen lagen die Plagiatsjäger aber offenbar falsch: Die Dissertation von Schaumburg-Lippe stand nach nach Vorwürfen von Plagiatsjäger Stefan Weber erneut auf dem Prüfstand. Nun hat die Uni entschieden, das Verfahren einzustellen. Es habe keine Täuschungsabsicht gegeben, so die Uni.
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Der österreichische EU-Kommissar und Ex-Wissenschaftsminister (ÖVP) steht schon länger wegen seiner Dissertation unter Beschluss. Der Plagiatsjäger Stefan Weber hatte die Arbeit 2007 als "absolut schlampig" kritisiert. Ein Gutachten der Uni Zürich entlastete Hahn. Ein Gutachten, das die Uni Wien in Auftrag gegeben hat, besagt nun: Die Dissertation ist kein Plagiat. Heute würde sie allerdings nicht mehr den wissenschaftlichen Standards entsprechen.
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Jener Mann, der EU-Kommissar Hahn einen Doktoratsschwindler nannte, steht selbst im Verdacht. Auch wenn der Tatbestand skurril klingt: Der Grün-Abgeordnete Peter Pilz soll von sich selbst abgeschrieben haben. Ein Teil seiner Dissertation ist laut Plagiatsjäger Weber identisch mit einer Studie, die er gemeinsam mit dem Informatiker Hannes Werthner veröffentlicht hat. Ironisch: Ausgerechnet Pilz hatte das neue Hahn-Gutachten bei Weber in Auftrag gegeben.
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Der ehemals deutsche Verteidigungsminister (CSU) ist seit der Affäre um seine Dissertation nicht nur den Doktor los, sondern auch sein politisches Amt. Guttenberg (oder, mutmaßlich, ein Ghostwriter) hat in seiner Arbeit von verschiedensten Aufsätzen, Reden von Parteifreunden und ähnlichem abgeschrieben.
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Auch die deutsche FDP-Hoffnung reagierte auf die Vorwürfe, sie habe für ihre Doktorarbeit abgeschrieben: Sie legte ihre Ämter in EU-Parlament und Partei nieder. Laut der Seite VroniPlag wurden auf 57 Seiten der 227 Seiten langen Arbeit zur Lateinischen Münzunion Plagiate gefunden. Die Uni Heidelberg hat ihr mittlerweile den Doktortitel aberkannt.
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Der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) konnte dagegen aufatmen: Er darf seinen Doktortitel behalten. Das Prüfverfahren sei eingestellt, die Plagiatsvorwürfe nicht belegt, so die Uni Potsdam. Ein anonymer Autor hatte Althusmann im Sommer in einer Analyse in der "Zeit" vorgeworfen, auf 88 von 114 Seiten plagiiert zu haben.
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Die Diplomarbeit des ehemaligen Finanzministers war unter Verdacht gekommen, als sie auf einer "Liste der zur Überprüfung vorgeschlagenen Arbeiten" auf der Plagiatsjagd-Seite "Plagipedi" auftauchte. Plagiatsjäger Weber ortete zum Teil "eindeutig Plagiate". Die Uni Klagenfurt ließ die Arbeit überprüfen. Das Ergebnis: Grassers Arbeit sei sauber.
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Auch die Abschlussarbeit des libyschen Diktatorensohns wird auf Herz und Nieren geprüft. Britische Studierende haben ein eigenes Plagiats-Wiki gegründet. Es dokumentiert bislang Plagiatsstellen von unterschiedlichem Schweregrad. Konsequenzen hatte das noch keine.
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Im Jahr 2007 geriet in Österreich der Vizerektor der Montanuni Leoben, Hubert Biedermann, unter Beschuss. Plagiatsjäger Weber warf ihm vor, die meisten Kapitel seiner Habilitation "wörtlich oder nahezu wortwörtlich, vollständig oder partiell" aus Grundlagen-Lehrbüchern abgeschrieben zu haben. Biedermann sprach von einem "elektronischen Versehen": Er habe die falsche Diskette abgegeben.
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Auch der Literaturskandal 2010 drehte sich um ein Plagiat. Die damals 17-jährige deutsche Autorin Helene Hegemann kopierte für ihren Roman "Axolotl Roadkill", die literarische Sensation des Jahres, einzelne Geschichten aus dem Netz, änderte aber noch die Formulierungen.
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Die Pulitzer-Preisträgerin Sari Horwitz nahm sich dafür nicht die Zeit. Die Washington-Post-Redakteurin schrieb Teile eines Berichts über das Attentat auf die US-Abgeordnete Gabrielle Giffords von einer Lokalzeitung ab, weil sie keine Zeit für Recherchen aufbrachte. Die preisgekrönte Journalistin wurde suspendiert. (beba)
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