Sebastian Kurz
Mit 27 Jahren ins Außenamt
Die Meinungen der Diplomaten sind gespalten. Doch ganz neu wäre auch das außenpolitische Metier für Kurz nicht.

Sebastian Kurz hat die nächste Sprosse der Karriereleiter erklommen: jene des Außen- (und Integrations-)ministers. Dass er das heikle Thema Integration ganz gut beherrscht, hat der 27-Jährige bereits bewiesen.
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Vor zweieinhalb Jahren absolvierte Sebastian Kurz in seiner Funktion als Integrationsstaatssekretär seinen ersten Staatsbesuch in Serbien. Für Schmunzeln sorgte Innenminister Ivica Dacic, als er in seiner Begrüßung auf Kurz' Alter - der Staatssekretär war damals erst 24 - anspielte: "Es freut mich, dass es jemanden gibt, der jünger ist als ich."
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Auch in Bosnien, Deutschland und der Türkei war Kurz bereits als Mini-Außenminister unterwegs. Vor gut einem Jahr besuchte er erstmals die Türkei, Herkunftsland der 280.000 Austrotürken, traf unter anderem den Stellvertreter von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan, Bekir Bozdağ. Und machte nach Einschätzung von Beobachtern eine recht gute Figur.
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Ob sich Kurz den Job des Außenministers zutraue – oder ob er ihn überhaupt wolle – war übrigens längere Zeit nicht ganz klar. Noch vor dem Nationalfeiertag soll ÖVP-Chef Michael Spindelegger bei ihm zum ersten Mal ausgelotet haben, ob er sich den Job zutraue. Kurz reagierte zögerlich bis abwehrend.
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Nicht zuletzt ob all der Häme, die schon seinen Aufstieg zum Staatssekretär begleitete. Denn die war überall, als ÖVP-Chef Michael Spindelegger den frech bis präpotent auftretenden Jungspund im Jahr 2011 mit der heiklen Materie Integration betraute.
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Damals sorgte die Ernennung von Kurz für einiges an Wirbel. Viel zu jung, so der Tenor. Auf Facebook bildete sich sogar eine eigene Protestgruppe.
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Tatsächlich war der damalige JVP-Chef nicht zuletzt durch nicht ganz unpeinliche Aktionen aufgefallen: Man erinnere sich an das Geil-o-Mobil, mit dem im Wien-Wahlkampf Jungwählerstimmen gefischt werden sollten.
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Auch die Kampagne für die Nacht-U-Bahn war eher von Peinlichkeit gezeichnet. Auf den Plakaten mit dem Text "24 h Verkehr in Wien" schmachtete eine junge Frau ihren Begleiter an: "Wenn wir unseren Verkehr so planen, kommen wir nie in Fahrt." Dennoch: Nach der Volksbefragung wurde die Nacht-U-Bahn tatsächlich umgesetzt.
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Als Integrationsstaatssekretär machte er sich – wider Erwarten der meisten Medien und Kontrahenten – dennoch gut. Seine Kompetenz erkennt sogar der politische Gegner an, wenn auch hinter vorgehaltener Hand. Er trieb die Schaffung der Rot-Weiß-Rot-Card voran, die schulische Sprachförderung.
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Sein schon bisher als Integrationsstaatssekretär zur Schau gestelltes diplomatisches Geschick dürfte Kurz jedenfalls bei seinem neuen Karrieresprung zugute kommen: Es ist bisher wohl keine einzige Äußerung überliefert, mit der er die Parteispitze verärgern könnte. Ecken und Kanten sucht man bei dem höflichen, unverbindlichen Kurz vergeblich.
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Mit seiner Bestellung zum Außenminister hat Kurz übrigens einen Rekord in der Tasche: Der Jus-Student ist der jüngste jemals in Österreich angelobte Minister - Karl-Heinz Grasser war 31, als er Finanzminister wurde.
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