Grasser
Eine ''leuchtend weiße'' Pressekonferenz
Fünf Tage nach den Hausdurchsuchungen präsentierte sich der Ex-Finanzminister den Medien. Einmal mehr sprach er von "Rache, Verfolgung und existenzieller Vernichtung".

Nach den Hausdurchsuchungen am 26. Mai 2011 ging Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser in die Offensive: Er gab im Wiener Nobelhotel "Le Meridien" eine Pressekonferenz.
APA (Roland Schlager)

Bezeichnend: Ob es Absicht war, dass das Gespräch im "Blazing White"-Raum und nicht im "Eternal Black"-Saal stattfand, sei dahingestellt. Die "weiße Weste" wurde diesmal jedenfalls nicht thematisiert.
Florian Wörgötter

Zunächst schilderte Grasser im bummvollen Saal "ernsthaft und aufrichtig" wie er, der zu dem Zeitpunkt im Ausland weilte, die Hausdurchsuchungen erlebt hat.
Florian Wörgötter

Sein 70-jähriger Vater habe ihn angerufen: "In Klagenfurt stehen Beamte vor der Tür". Kurz darauf sei der Anruf von seinem Sohn aus Wien gekommen: "Papa, was soll ich tun?"
Florian Wörgötter

Chemie-Arbeiten am PC seines 17-jährigen Sohnes seien zerstört worden, das Handy seiner elfjährigen Tochter durchsucht - und selbst der Kleiderschrank seiner Dreijährigen sei durchwühlt worden.
Florian Wörgötter

Für seine Familie will Grasser "kämpfen wie ein Löwe", stellte er klar.
AP (Ronald Zak)

Grassers Anwalt Manfred Ainedter kündigte eine Klage gegen die Republik an - und verteilte Kopien des § 121 der Strafprozessordnung: Bei einer Hausdurchsuchung "sind Aufsehen, Belästigungen und Störungen auf das unvermeidbare Maß zu beschränken", heißt es darin.
Florian Wörgötter

Ainedter verglich den Fall seines Mandanten mit dem deutschen Moderator Jörg Kachelmann, der nun vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde. Er "ist ruiniert und beim Strauss-Kahn wird's nicht anders sein".
Florian Wörgötter

Vergewaltigung sei eines der wenigen Delikte, das man Grasser noch nicht vorgeworfen habe. Aber: "Da wird vielleicht auch noch etwas kommen", so Ainedter.
Florian Wörgötter

Es gehe um "Rache, Verfolgung und existenzielle Vernichtung", so Grasser. Auf die Frage, wer dahinter steckt, nannte er die grünen Abgeordneten Peter Pilz und Gabriela Moser und den SP-Bundesgeschäftsführer Günter Kräuter. Sie alle würden "einen biblischen Hass" auf ihn haben.
APA (Roland Schlager)

Verteidigt hat Grasser seinen Steuerberater und jene Finanzbeamtin, die sein Stiftungs- und Firmennetzwerk für unbedenklich erklärt hatte. "Die Finanzbeamtin bekommt jetzt ein Verfahren gegen Amtsmissbrauch, der Steuerberater ist Beitragstäter, in welchem Land leben wir?"
Florian Wörgötter

Er habe bis jetzt "kein objektives und faires Verfahren", so Grasser. In der Justiz gebe es "ein, zwei, drei schwarze Schafe", diesen "Straftätern" in den eigenen Reihen müsse man "das Handwerk legen."
Florian Wörgötter

Im "Blazing White"-Raum waren übrigens nicht nur die Medien vertreten, sondern auch Aktivisten der Facebook-Gruppe "zu schön".
Florian Wörgötter

Medienmanager Markus Müller, der die Gruppe ins Leben gerufen hat, sagt, er fand das Vorgehen bei den Hausdurchsuchungen auch nicht in Ordnung.
Florian Wörgötter

Gründe gab es offenbar dennoch genug, um mit weißer Weste, "Zu schön"-Aufklebern und "Graschingsmaske" ins Le Meridien zu ziehen.
Florian Wörgötter

"Ich bin ein Löwe. Brüll!", scherzte einer der Aktivisten nach der Pressekonferenz. Fotos: Florian Wörgötter und Agenturen
Florian Wörgötter