Flops und Erfolge
Die Programmbilanz der Ära Wrabetz I

Die Programmbilanz von Wrabetz' erster Amtszeit fällt durchwachsen aus. Vor allem zu Beginn waren mit der "größten Programmreform aller Zeiten" einige Stolperer verbunden. Darunter die bald eingestellte Daily-Soap "Mitten im Achten", die als "Herzstück" der ambitionierten aber glücklosen Programmreform verkauft wurde, oder die Talk-Sendung "Extrazimmer".
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Auch die später ins Programm gehievte Society-Sendung "Chili", für die Dominic Heinzl mit großem Tamtam von ATV geholt wurde, kämpft mit den täglichen Mühen der Quotenebene. Dafür musste sich der ORF dem Vorwurf der zunehmenden Boulevardisierung aussetzen.
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Demgegenüber stehen Dokumentationen und Kultursendungen wie Wrabetz' Lieblingsoper "Tosca", die auf attraktiveren Sendeplätzen programmiert wurden.
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Außerdem wurde die Comedy-Leiste des Senders mit mutigen Formaten bespielt: Christoph Grissemann und Dirk Stermann sind mit dem humoristischen Late-Night-Talk "Willkommen Österreich", einer Persiflage auf das gleichnamige Format der Ära Monika Lindner, erfolgreich.
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Zum Publikumsliebling wurde Robert Palfrader in "Wir sind Kaiser". Die satirische Talkshow wurde ab 2007 zur erfolgreichsten Eigenproduktion des ORF. Bis 2010, da wollte Palfrader nicht mehr – zu großen Anlässen hält er aber weiterhin Audienzen. Außerdem führte Wrabetz die Diskussionssendung "Club 2" wieder ein.
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Mit "Schnell ermittelt" wurde eine neue unkonventionelle Krimiserie gestartet, die beim Publikum großen Anklang findet.
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Einige Baustellen in ORF eins sind aber geblieben: Die "Dienstagnacht" mit dem Reportagemagazin "direkt" und dem Talk "contra" wurde im April nicht einmal einen Monat nach der Neustrukturierung wieder umgestellt und in den späteren Abend verschoben.
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Für Kritik sorgt jüngst auch der Samstagabend: Im Hauptabendprogramm zeigt der ORF dort seit Mitte Juli die US-Sitcoms "Two and a Half Men" und "How I Met Your Mother". Das Zuschauerinteresse hält sich in Grenzen, bei den jungen Zusehern schnitt man aber nicht so schlecht ab.
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Auf der Habenseite kann Wrabetz die ORF-Information verbuchen. Sie wurde unter ihm und dem geschassten Informationsdirektor Elmar Oberhauser wieder aus dem Gerede gebracht. Objektivität und Unabhängigkeit der ORF-Informationssendungen gelten in der Branche über weite Strecken als unbestritten. Die Durchschaltung der "Zeit im Bild" wurde beendet, im Gegenzug eine Info-Schiene auf ORF eins errichtet.
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Dass Wrabetz zuletzt wegen seines zerbröselten Direktoren-Teams auch die Funktionen des Informationsdirektors sowie des Technischen Direktors übernommen hat, sorgte zum Teil für Kritik. Seit dem Abgang Oberhausers wird ORF-intern auch wieder vermehrt über politische Zugriffsversuche auf die Berichterstattung geklagt.
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Positiv wird unterdessen Wrabetz' Rolle in der Skinhead-Affäre um die "Am Schauplatz"-Folge "Am rechten Rand vermerkt. Er selbst ordnete unter zunehmendem Druck der Justiz an, die Herausgabe der von der Staatsanwaltschaft geforderten ORF-Bänder zu verweigern. Der Oberste Gerichtshof gab dem ORF recht und stärkte das Redaktionsgeheimnis für die gesamte Medienbranche.
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