Der Charme der Technik

initiativen. Wie Fachhochschulen jungen Frauen ein Technikstudium näherbringen.

Die Technik ist weiblich" - so lautet das Motto an der Fachhochschule fh-campus wien. Ein mutiger Slogan, denn die Realität sieht ganz anders aus. Trotz hervorragender Chancen auf teilweise hoch dotierte Jobs entscheiden sich immer noch rund 80 Prozent der Frauen für eine traditionelle, nicht technische Ausbildung. Eine Trendwende ist bisher nicht in Sicht: Einer aktuellen Statistik des österreichischen Fachhochschulrates stieg der Frauenanteil unter den FH-Studenten zwar von anfänglich 24,7 Prozent auf 40 Prozent im Studienjahr 2004/2005, die Quote der weiblichen Studenten, die sich für einen technischen Studiengang entschieden, veränderte sich in dieser Zeit jedoch kaum.

Monika Kircher-Kohl, Obmann-Stellvertreterin des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) und Finanzchefin von Infineon Technologies Austria führt den geringen Frauenanteil in technischen Berufen auf verschiedene Faktoren zurück: "Zum einen", so Kircher-Kohl, haben viele junge Frauen eine falsche Vorstellung von einer technischen Ausbildung und assoziieren damit in erster Linie trockene Fächer wie Mathematik, Physik oder Chemie. Zum anderen werden Vorurteile und Berührungsängste aber auch durch die Sozialisierung in der eigenen Familie oder der Schule geschürt." Externe Faktoren wie stereotype Rollenzuschreibungen oder die Angst vor Mehrfachbelastung tun ein Übriges. Und so bezieht sich das Motto der fh-campus wien auch weniger auf den Ist-, sondern auf den angestrebten Soll-Zustand. "Die Technik ist weiblich" ist ein Gender Mainstreaming-Projekt, das in Zukunft mehr Frauen für technische Studien begeistern soll. Die fh-campus wien setzt dabei auf eine enge Vernetzung ihrer Studentinnen mit AHS und BHS-Schülerinnen und auf die Begleitung und Unterstützung letzterer bei ihrer Entscheidung für einen technischen Beruf. "Je früher Mädchen für Technik sensiblisiert werden", beschreibt Projektleiterin Ulrike Alker den Fokus, "desto selbstverständlicher wird für sie und die Gesellschaft ihr Zugang zu technischen Berufsfeldern."

In eine ähnliche Richtung zielt das auf zwei Jahre angelegte Projekt "TechnoGirls" der FH Wiener Neustadt. Auch hier soll - fokussiert auf das regionale Umfeld - AHS und BHS-Schülerinnen mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen ein technisches Studium schmackhaft gemacht werden. Mit an Bord sind verschiedene Schulen, die eng mit der FH zusammenarbeiten. Parallel dazu soll ein zweites Programm Frauen mit bereits abgeschlossener Berufsausbildung ansprechen. Binnen fünf Jahren, so hofft man, soll so der Frauenanteil an der FH Wiener Neustadt von gegenwärtig 7,5 Prozent auf 15 Prozent steigen.

Noch breiter aufgestellt ist die Initiative TouchIT der FH Joanneum. Diese sieht eine enge Kooperation zwölf verschiedener Studiengänge, drei Grazer Schulen, des Landesschulrats Steiermark und der SAB Graz vor. Dabei wird an Technik "frauenspezifisch" herangegangen: praxisnah, in Teamarbeit, mit erlebbaren Ergebnissen wie begehbaren Installationen.

Die FH St. Pölten hingegen beschränkt sich mit ihrem Projekt "go4tech!femtech" auf ihr ureigenstes Umfeld. Vier Studiengänge, das Frauenreferat der NÖ Landesregierung, Campus Radion 94,4 und das Institut Pantucek OEG arbeiten zusammen, um Studenten, Lehrbeauftragte, Personalkommission, Verwaltungsangestellte und die Geschäftsführung für einen gendergerechten Umgang an der Fachhochschule zu sensibilisieren.

Neben der Implementierung von Maßnahmen wie einer gendersensitiven Mediendidaktik oder gendersensitiven Personaleinstellungskriterien arbeitet das Projekt auch auf eine Modifikation der Lehrinhalte hin, die mit interdisziplinären Elementen angereichert werden sollen.

Die Industrie sieht solche Initiativen mit Wohlwollen. "Die österreichische Wirtschaft braucht die Zielgruppe der jungen Frauen, um auch künftig ihren Bedarf an Experten zu decken", so Kircher-Kohl. "Wenn es uns nicht gelingt, in Zukunft mehr junge Frauen für eine hochwertige Technikausbildung zu begeistern", warnt Kircher-Kohl, "kann sich dieser Mangel langfristig auf die Innovationskraft und das wirtschaftliche Wachstum unseres Landes auswirken". Unterstrichen wird diese Überzeugung durch die Beteiligung des FEEI am Frauenförderungsprojekt "So ausgezeichnet kann Technik sein", das gemeinsam mit der FH Technikum Wien und der FH Kärnten ins Leben gerufen wurde. In diesem Rahmen werden ab dem WS 2005/2006 an den beiden Bildungseinrichtungen jeweils fünf Studentinnen für ihre hervorragenden Leistungen mit einem Gutschein für die Studiengebühr sowie 1000 Euro in bar augezeichnet.

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