Wolkenkratzer-Index: Gigantomanie kommt vor dem Fall

Wolkenkratzerindex Gigantomanie kommt Fall
Wolkenkratzerindex Gigantomanie kommt Fall(c) AP (Nousha Salimi)
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Es ist ein treffsicherer Index: Je höher der Wolkenkratzer, desto näher die Krise. China und Indien könnten die nächsten Krisenkandidaten sein.

Die Wirtschaft hat ja einige skurrile Konjunktur-Indikatoren wie den sogenannten Minirock-Index (Wenn die Frauen kurze Röcke tragen, boomt die Wirtschaft) zu bieten. Auf den ersten Blick klingt auch der sogenannte Wolkenkratzer-Index ein wenig unkonventionell. Doch er hat sich als einigermaßen treffsicher erwiesen. Der Index gilt als verlässliches Warnzeichen für das Ende eines Konjunkturzyklus. Er stellt einen Zusammenhang zwischen dem Bau gigantischer Wolkenkratzer und einem drohenden Finanzcrash her. Die einfache Formel lautet: Je höher der Wolkenkratzer, desto näher ist die Wirtschaftskrise.

Die Erklärung: "Der Bau des höchsten Gebäudes der Welt beschreibt ineffiziente Ressourcenallokation und eine irrationale Einschätzung der Zukunft", wie Erste-Bank-Ölexperte Ronald Stöferle in seinem "Ölreport 2012" schreibt. In Zeiten extrem expansiver Geld- und Kreditpolitik sind Wolkenkratzer demnach ein Zeichen für fehlgesteuertes Kapital.

Beispiele: Empire State Building, Petronas Towers

Die Gültigkeit des Wolkenkratzer-Index lässt sich auch historisch belegen, wie "Spiegel Online" im Jänner berichtete.

  • So markierte der Bau des "Equitable-Life-Gebäudes" in New York, des ersten Wolkenkratzers der Welt, mit seiner Fertigstellung im Jahr 1870 den Beginn einer fünf Jahre andauernden Rezession. Das 40 Meter hohe Gebäude wurde 1912 übrigens wieder abgerissen.
  • Auch das weltbekannte Empire State Building wurde 1931 - am Höhepunkt der Großen Depression - fertiggestellt. Bis 1974 blieb das Gebäude das höchste der Welt, ehe Chicago mit dem Sears Tower zuschlug - 1974, als die USA massiv unter dem Ölschock litten. Das World Trade Center wurde 1973 fertiggestellt.
  • Die asiatischen Tigerstaaten steckten 1998 in einer tiefen Finanzkrise, als die Petronas Towers in Kuala Lumpur zu den höchsten Gebäuden der Welt wurden. Und die Eröffnung des 828 Meter hohen Burj Chalifa fiel mit dem Platzen der Immobilienblase in Dubai 2010 fast unmittelbar zusammen.

China und Indien die nächsten Kandidaten

Glaubt man dem von Experten der britischen Bank Barclays verfassten Index, stehen die nächsten Krisenkandidaten bereits fest: China und Indien. In den kommenden sechs Jahren werden in China 53 Prozent der derzeit weltweit im Rohbau befindlichen 124 Wolkenkratzer (mit einer Höhe von mehr als 240 Metern) fertiggestellt, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Und auch in Indien sind 14 derartige Türme geplant, darunter der zweithöchste Turm der Welt, der "Tower of India".

In Aserbaidschan wird mit dem "Aserbaidschan Tower" momentan der welthöchste Wolkenkratzer geplant. Er soll in der Hauptstadt Baku stehen und über 1050 Meter hoch werden. Das Land will zum "Dubai am Kaspischen Meer" aufsteigen. 2019 soll der Turm stehen. Dessen Realisierung könnte allerdings ein schlechtes Omen für den Ölpreis sein. "Nachdem der Öl- und Gassektor in Aserbaidschan für mehr als fünfzig Prozent des BIP's verantwortlich ist, könnte man dies langfristig als Warnsignal für den Ölpreis interpretieren", sagt Öl-Experte Stöferle.

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