Besetzt!
Kampf um Freiräume in Wien
Von Arena und Amerlinghaus über Gassergasse bis zum EKH: Eine Ausstellung im Wien Museum würdigt die Besetzungskultur seit den 1970ern.

Der Frage "Wem gehört die Stadt?" widmet das Wien Museum am Karlsplatz eine Ausstellung: "Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern" zeigt vom 12. April bis 12. August 2012 die Geschichte von Hausbesetzern und Alternativkultur in Wien. Begonnen hat diese Mitte der 1970er-Jahre. "Arena besetzt", 1976, Foto: Heinz Riedler / Sammlung Wien Museum
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Ende Juni 1976 wurde der ehemalige Auslandsschlachthof in St. Marx im 3. Bezirk besetzt und das Projekt "Happening der 100 Tage" gestartet. Das Experiment wurde mit Bulldozern beendet. Arena-Theater, 1976, Foto: Burgi und Peter Hirsch / Sammlung Wien Museum
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101 Tage später wurden Teile des Areals abgerissen. Der ehemalige Inlandsschlachthof ist allerdings bestehen geblieben und etablierte sich ab 1977 als Ort für Metal- oder Punkkonzerte. Bis heute wird die "Arena" in Selbstverwaltung betrieben Arena-Plakat, 1976, Sammlung Wien Museum
(c) Wien Museum / Digitalsisiert von Kainz Peter

Im Spittelberg-Viertel im 7. Bezirk hatte man bereits 1975 gegen Demolierung und Spekulation gekämpft: Das Amerlinghaus wurde besetzt, das führte 1978 zum ersten selbstverwalteten Kulturzentrum. Ein weiteres entstand drei Jahre später im WUK im 9. Bezirk. Das besetzte Amerlinghaus am Spittelberg, 1975, Foto: Karl Heinz Koller / Sammlung Wien Museum
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Auf die Aktionen in der Arena und im Amerlinghaus folgte 1980 das autonome Stadtteilzentrum "Rotstilzchen" in der Margaretenstraße 99 im 5. Bezirk. Bis 1990 diente es als Treffpunkt der Friedens- und Umweltbewegung. Autonomes Stadtteilzentrum Rotstilzchen, 1987 (c) Robert Newald Photographie
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Um 1980 wurden die Konflikte härter, Impulse kamen aus dem Kampf gegen Wohnungsleerstand und Spekulantentum in Berlin und Zürich. Brennpunkte in Wien waren der Burggarten, wo "Rasenfreiheit" gefordert wurde, und die "Häuserkämpfe" in der Gasser- und Aegidigasse (5. bzw. 6. Bezirk). Wohnung im besetzten Haus Aegidigasse, 1986, (c) Robert Newald Photographie
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Wien bemühte sich zunächst zu kalmieren und übergab das rund 3500 m2 große Areal der ehemaligen "Wiener Öffentlichen Küchen (WÖK)" in der Gassergasse (5. Bezirk) einer Gruppe von Aktivisten der Burggarten- und Arena-Bewegung. Kinder im Kultur- und Kommunikationszentrum Gassergasse, 1982, Foto: Christian Schreibmüller / Sammlung Wien Museum
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Die Ziele und Aktivitäten der etwa 30 Gruppen in der Gassergasse ("Gaga") differierten stark. Es gab Tischler und Fahrradmachaniker, Sportler, Fotografen, Musiker, zwei Alternativschulen ("Ätsch" und "ESEL"), eine Kindergruppe, zwei Lokale ("Molli Tant", "Bunker") sowie eine Veranstaltungshalle, die für die Punkszene wichtig wurde. "Sue" im Kultur- und Kommunikationszentrum Gassergasse, Foto: Christian Schreibmüller / Sammlung Wien Museum
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Nach Anrainerprotesten und "Drogenskandalen" folgte in beiden Fällen eine gewaltsame Räumung. Vor der Räumung der besetzten Häuser Aegidigasse/Spalowskygasse, 1988, (c) Robert Newald Photographie
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1982 besetzte eine lose Gruppe von Lesben und Schwulen, denen der Kampf der HOSI (Homosexuellen Initiative) um Gleichberechtigung zu lahm erschien, ein Abbruchhaus an der Linken Wienzeile (6. Bezirk): Die Rosa Lila Villa sorgt bis heute als weithin sichtbares "Schwulen- und Lesbenhaus" für Diskussionen. Rosa Lila Villa, 1983, Foto: Christian Schreibmüller / Sammlung Wien Museum
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1990 wurde das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in Favoriten besetzt, wo die Forderung nach Selbstverwaltung bis heute Platz gefunden hat. In den vergangenen zehn Jahren kam es zu besonders vielen Hausbesetzungen. Mit Ausnahme der "Pankahyttn" in der Johnstraße (15. Bezirk) konnte sich jedoch keine der Initiativen seit 2000 dauerhaft ein Haus erkämpfen. Flugblatt zur Demo "Keine Schonzeit für Hausbesitzer", 1981, Sammlung Peter Lachnit, Wien
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