Tiefer Sturz des Sunny Boys aus dem Süden

Tiefer Sturz Sunny Boys
Tiefer Sturz Sunny Boys(c) AP (Chuck Burton)
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John Edwards, demokratischer Ex-Vizepräsidentschaftskandidat, steht in einem Korruptionsprozess vor Gericht.

Wenn alles glatt gelaufen wäre in der Karriere des John Edwards, dann säße er jetzt im Amt des Vizepräsidenten oder gar im Oval Office des Weißen Hauses. Stattdessen muss sich der 58-jährige demokratische Ex-Senator vor einem Gericht in Greensboro in seiner Heimat North Carolina in einem Prozess wegen Wahlkampf-Machinationen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Spenden von 925.000 Dollar für private Zwecke missbraucht zu haben – zur Verschleierung der Schwangerschaft seiner Geliebten. Seine älteste Tochter Cate, eine Juristin, begleitete den einstigen Staranwalt als moralische Unterstützung.

Der Fall exemplifiziert ein Polit-Drama in all seinen Facetten: von der Hybris bis zur menschlichen Tragödie. Der Sunny Boy aus dem Süden galt als Nachwuchshoffnung der Demokraten – ein Sohn einer Arbeiterfamilie, der sich mithilfe seiner ehrgeizigen Frau Elizabeth nach oben gearbeitet hatte. John Kerry erkor ihn 2004 zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten, vier Jahre später versuchte er selbst sein Glück gegen Barack Obama und Hillary Clinton. Nach seiner Niederlage brachte sich Edwards als Justizminister ins Gespräch. Da war sein Stern schon gesunken.

Trotz der Krebserkrankung seiner Frau – angeblich auch auf ihren Wunsch – hatte er sich 2007 zur Kandidatur entschlossen. Als Vorkämpfer gegen die Armut machte er kurz Furore, bis ihn ein 400-Dollar-Haarschnitt als Heuchler entlarvte. Er begann eine Affäre mit der Videofilmerin Rielle Hunter, was zu unschönen Szenen mit seiner Frau führte (die 2010 starb). Um seine schwangere Geliebte in Luxushotels vor der Öffentlichkeit zu verstecken, zapfte der vermögende Politiker Wahlkampfspenden an. Sein Wahlhelfer Andrew Young übernahm die Vaterschaft, wie dieser in einem Buch enthüllte. Edwards leugnete lange alles. Sein Verteidiger erklärte jetzt, Edwards habe viele Sünden begangen, aber kein Verbrechen. vier

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2012)

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