Von der Hölle in den Krieg
Die Navy Seals
am 2. Mai 2011 töteten Mitglieder der US-Sondereinheit Navy Seals Osama Bin Laden. Das Training der Soldaten gilt als das härteste der Welt, sie selbst als lautlose Killer.

Am 2. Mai 2011 töteten Mitglieder der Navy Seals al-Qaida Chef Osama Bin Laden. Gegründet als Kampfschwimmer mauserte sich die US-Sondereinheit zur Allzweckwaffe hinter feindlichen Linien. Ihr Training gilt als das "härteste der Welt", sie selbst als "lautlose Killer".(hell)
(c) United States Naval Special Warf

Inmitten von rauen Felsen und karger Vegetation läuft ein Mann, bekleidet mit schwarzer Sonnenbrille, einem Kampfanzug, in den Händen hält er ein Sturmgewehr. So präsentieren sich die Navy Seals auf ihrer Homepage in einem offiziellen Werbevideo. Die Botschaft: „The only easy day was yesterday“ – denn ab dem Eintritt in die sagenumwobene US-Spezialeinheit kann jeder Tag fordernder werden, als der vorangegangene.
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Bis dahin ist es aber ein langer Weg: Wer der Eliteeinheit der US-Marine angehören will muss eine harte Ausbildung absolvieren: Auf eine 26-wöchige Grundausbildung (u.a. Kampfschwimmerausbildung) folgt eine fünfwöchige Sprung- und Fallschirmschule sowie das 15 Wochen umfassende Seal Qualification Training. Die Durchfallquote beträgt 70 bis 80 Prozent, wobei ein großer Teil schon vor dem Abschlusstraining, der „Höllenwoche“, ausscheidet.
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Während der „Hell Week“ werden die Anwärter mit Schlafentzug und Training bis an ihre Leistungsgrenzen gebracht. Tauchen, schnelles Schwimmen, Dauerläufe, Fallschirmsprünge, Schießen, Sprengstoffübungen wechseln sich ab. Jene, die die Strapazen bewältigen werden einem Team zugewiesen und müssen ein 18-monatiges Vertiefungstraining absolvieren. Erst danach werden die neuen Seals für Einsätze zugelassen.
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Die rund 2450 Mann starke Truppe ist aus US-Spezialeinheiten des Zweiten Weltkriegs hervorgegangen. Im August 1942 wurden die Underwater Demolition Teams (UDT), Kampfschwimmereinheiten, zusammengestellt. Sie hatten die Aufgabe, als Waffentaucher Unterwasserhindernisse zu zerstören und Seeminen zu entschärfen. Seit dem Koreakrieg (1950/53) wurden sie auch an Land etwa zur Störung von Versorgungslinien oder als Fallschirmspringer eingesetzt.
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Nach dem Koreakrieg konzentrierte man sich auf die Infiltration per Hubschrauber oder Exfiltration per Skyhook-Verfahren. Dabei wird von einem Taucher ein Heliumballon gestartet, mit dem er per Seil verbunden ist. Eine C-130 nimmt das Seil im Flug auf und zieht damit den Taucher aus dem Wasser. 1958 wurde ein Team zur Bergung der ersten Raumkapsel des „Mercury-Programm“ aufgestellt.
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Im Jahr 1962, entsprechend der „Unkonventionellen Kriegführung“ von US-Präsident John F. Kennedy, wurde die Truppe an Allround-Experten zur Sondereinheit Seal zusammengelegt. Die Abkürzung steht für die Einsatzgebiete der Männer – Frauen werden nicht zugelassen: Sea, Air, Land. Ihre Aufgaben: Kampfeinsätze, Terrormusbekämpfung, Sabotage, Befreiungs- und Rettungsaktionen.
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Die Navy Seals gliedern sich in zwei Marine-Sondereinsatzgruppen. Eine solche Gruppe umfasst vier Seal-Teams, die aus drei Zügen mit je rund 40 Mann bestehen, und ein Seal Delivery Vehicle Team, das für die U-Boote zuständig ist. Daneben existiert die DEVGRU (Naval Special Warfare Development Group), die als reine Anti-Terror-Einheit zusammen mit der Delta Force dem US Joint Special Operations Command unterstellt ist.
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Dem Marine-Sondereinsatzkommando gehören weiters Logistik- und Führungstruppen sowie Einheiten mit Spezialbooten an. Für den Lufttransport nutzen die Seals die Kapazitäten der Navy, Air Force und des 160th Special Operations Aviation Regiment (Airborne).
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Ab 1963 waren die Seals im Vietnamkrieg im Einsatz, wo sie sich den Ruf als "Kampfmaschinen" und "lautlose Killer" aneigneten. 1983 waren sie bei der Invasion Grenadas beteiligt, ab 1993 im Bürgerkrieg in Somalia sowie in Bosnien, Haiti, Liberia und Afghanistan. Im April 2009 befreiten sie den dänischen Frachter „Maersk Alabama“ aus der Hand von Piraten – von denen sie drei per Kopfschuss töteten.
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Der wohl bekannteste Einsatz aber war die „Operation Neptune’s Spear“. Dabei landeten zwölf Männer in der Nacht auf den 2. Mai 2011 auf dem das Anwesen des früheren Anführers des Terrornetzwerks al-Qaida, Osama Bin Laden, in der pakistanischen Stadt Abbottabad und töteten mit je einem Schuss ins Brustbein und den Hinterkopf.
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Konkret wurde die Mission vom „Team Six“ der Navy Seals ausgeführt. Das Team arbeitet so häufig für den Geheimdienst, dass es den inoffiziellen Namen „Prätorianergarde der CIA“ trägt. Die Kooperation hatte sich im Irak-Krieg entwickelt.
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Der Begriff „Team Six“ ist dabei verwirrend: Als es in den 1990er Jahren zu Problemen bei der Ausrüstungsbeschaffung sowie der Verwendung illegaler Gelder gekommen war, wurde die Einheit aufgelöst und unter dem Namen DEVGRU neu gegründet. Diese Gruppe führte den Pakistan-Einsatz durch, in der Umgangssprache wird aber immer noch der Term „Team Six“ verwendet.
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Doch neben den zahlreichen „Erfolgen“ kam es auch bei den Seals zu Pannen: Im Jahr 2010 wurde die von afghanischen Extremisten gefangen gehaltene Britin Linda Norgrove bei einer Geiselbefreiung versehentlich getötet. Sie starb durch die Handgranate eines Seal-Kämpfers. Der Mann wurde entlassen.
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