Männliches Bauchfett schadet auch der Potenz

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Übergewicht schafft häufig auch Potenzprobleme. Männer mit einem Bauchumfang von mehr als 102 Zentimetern haben meist niedrigere Testosteronspiegel. Regelmäßige Bewegung hilft der Manneskraft auf die Sprünge.

Übergewicht schafft häufig auch Potenzprobleme. „60 Prozent der adipösen Männer leiden ebenso an einer erektilen Dysfunktion“, erwähnte Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak von der Grazer Universitätsklinik für innere Medizin auf der heurigen Sommerakademie der österreichischen Apothekerkammer.

Anders ausgedrückt: Männer mit einem Bauchumfang von mehr als 102 Zentimetern haben meist niedrigere Testosteronspiegel, vielfach ist aber schon ab 94 Zentimeter Bauchumfang eine Verminderung der Testosteronwerte nachzuweisen. Fettgewebe ist mit schuld, dass Testosteron verloren geht, die Folgen reichen von Potenzproblemen über Antriebslosigkeit und chronische Müdigkeit bis zu starkem Schwitzen und Nachlassen der Kraft.

Sterberisiko & Bauchumfang

Bauchfett, das viel intensiver am Stoffwechsel teilnimmt als etwa das Hüftfett, hat aber noch viel gravierendere Folgen: Neuesten Studien zufolge steigt das Sterberisiko linear mit der Zunahme des Bauchumfangs, bei Männern wie bei Frauen. Dieses Fettgewebe führt unter anderem zu Bluthochdruck und stillen Entzündungen, die wiederum die Gefahr für Arteriosklerose und koronare Herzkrankheit erhöhen und bei Männern, wie erwähnt, den Testosteronspiegel senken.

„Eine Substitution mit Testosteron war lange Zeit umstritten, da ältere Studien das Risiko eines Prostatakarzinoms in den Raum stellten“, sagte Toplak. Neuere Daten deuteten aber eher darauf hin, dass Testosterongabe einen günstigen Einfluss habe. Im Rahmen einer britischen Studie wurden Männer über 18 Monate mit diesem Hormon in Form eines Gels behandelt. Fazit: Die Körperfettmasse wurde dadurch reduziert.

Testosteron reduziert Fettmasse

In einer anderen Studie an Diabetikern wurde untersucht, was mit Lebensstilmodifikation (dreimal 30 Minuten gehen und dreimal 15 Minuten Krafttraining pro Woche, Kalorien- und kohlenhydrateingeschränkte Diät) allein erreicht werden kann, und was eine zusätzliche Testosterongabe bringt. In der Lebensstilgruppe nahm der Bauchumfang in zwölf Monaten um 6,7Zentimeter ab, in der Gruppe, die zusätzlich zur Lebensstiländerung Testosteron erhielt, waren es mit 14,6 Zentimeter Umfangreduktion mehr als doppelt so viel. „Zusätzlich konnte durch die Testosteronsubstitution das HDL-, also das gute Cholesterin noch mehr gesteigert werden, die Triglyceridwerte wurden deutlich stärker gesenkt“, betonte Toplak.

Testosterongel sei also durchaus in der Lage, Fettmasse und auch Triglyceride zu reduzieren. „Aber ohne Bewegung und Lebensstiländerung geht auch da gar nichts.“ Die Wirkung auf die Potenz, so Toplak, wurde in erwähnter Studie zwar nicht explizit untersucht, es sei aber mit größter Wahrscheinlichkeit auch hier zu einer Verbesserung gekommen.

Eine Senkung der Triglyceridwerte bedeutet bis zu einem gewissen Grad auch Diabetesprävention. „Wenn sehr viel Triglycerid im Blut fließt, kommt es auch in die Muskulatur und macht den Skelettmuskel weniger insulinsensitiv. Je stärker der Triglyceridanteil im Skelettmuskel ist, desto höher ist die Gefahr eines Diabetes, vor allem, wenn der Betroffene zu wenig Bewegung macht.“



„Sexuelle Störungen beim Mann können eine Warnung sein, die man unbedingt ernst nehmen sollte.“

Experte Univ.-Prof. Dr. Hermann Toplak

Regelmäßige Bewegung stimuliert hingegen auch die Potenz, ein Bewegungsmangel indes führt nach neuesten Erkenntnissen auch zu erektiler Dysfunktion, zu einem Androgendefizit und zu frühzeitiger Impotenz. Eine internationale Studie wies vor rund zwei Jahren nach: Männer, die durch sportliches Training pro Woche 3000 Kilokalorien zusätzlich verbrennen, reduzieren ihr Risiko, in späteren Jahren unter Erektionsstörungen zu leiden, um fast 83 Prozent.

Sport ist also auch für die Manneskraft kostbar, allerdings, so Toplak, sollten Menschen mit koronarer Herzerkrankung nicht gleich nach einer fettreichen Mahlzeit sporteln. „Nach dem Genuss eines Käsefondues etwa ist der Blutfluss für rund sechs Stunden um 30 bis 40 Prozent vermindert, und das kann bei Vorgeschädigten zu Herzattacken führen.“

Übrigens: Eine erektile Dysfunktion geht einer koronaren Herzerkrankung im Schnitt um zwei Jahre voraus – auch die Gefahr für Herzinfarkt und Schlaganfall ist bei Männern mit sexuellen Schwierigkeiten erhöht. Männer mit Potenzstörungen haben ein um 65 Prozent erhöhtes Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Herzinfarkt zu erleiden, das Risiko für einen Schlaganfall ist um 43 Prozent höher.

„Sexuelle Störungen beim Mann können also eine Warnung sein, die man unbedingt ernst nehmen sollte“, betonte Toplak. „Potenzprobleme sollten also auf alle Fälle einmal zum Arzt führen.“ Der Partnerin und der eigenen Gesundheit zuliebe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2010)

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