Nachts im Museum mit Tizian

APA
  • Drucken

Geld fürs Museum. Das KHM lud zur Eröffnung der Tizian-Schau, während Wilfried Seipel Heinz Fischer durch das Haus führte.

Der Oktober ist ein hektischer Monat. Zumindest was die Dichte an Veranstaltungen ein und derselben Gattung anbelangt. Der Oktober hat sich nämlich nicht nur zum Design- (Designweeks, Blickfang und Co), zum Film- (Viennale) und zum Brustkrebs-Charity-Monat entwickelt, sondern wurde zuletzt auch zum Lese-Monat („Österreich liest“) und vor allem zum Monat der Fundraising Dinner in heimischen Museen erklärt.

Den Anfang der edlen Abendessen für die Kunst machte zu Beginn des Monats das Künstlerhaus mit der sogenannten „Artie-Party“. Auch in der Albertina wurde schon für den hauseigenen Zweck diniert. Am vergangenen Sonntag lud dann das Kunsthistorische Museum (KHM) zum Spenden-Dinner für die seit 2002 gesperrte, weil renovierungsbedürftige Kunstkammer. Gekommen war am Sonntag vor allem die heimische Wirtschaft – und hinterließ immerhin 185.000 Euro. Das erklärte Wunschziel der Museumsdirektion unter Wilfried Seipel heißt: „Wir wollen einen Hauptsponsor für jeden Raum in der Kunstkammer.“ Die insgesamt 21 Räume hat. Ab einem Mindestbetrag von 50.000 Euro können Firmen, genauso aber auch finanzkräftige Privatpersonen, als Sponsoren einsteigen und so zur Sanierung der 2700 Quadratmeter großen Kunstkammer beitragen. Am Sonntag fand sich zumindest ein Hauptsponsor: die Gutmann Privatbank hat mit 100.000 Euro den Anfang gemacht.

Dort, wo ein Fundraising Dinner stattfindet, da ist erwartungsgemäß auch die offizielle Eröffnung einer neuen Ausstellung nicht weit. Denn der wahre Sinn eines exquisiten Essens, nachts im Museum, liegt ja vor allem darin, den potenziellen Sponsoren als erstes die neuen Kunstwerke zu zeigen. Erst ein, zwei Tage später wird dann richtig eröffnet, so wie im KHM am Mittwoch. Die Einladung zur Eröffnung der Schau „Der späte Tizian“ nützte Bundespräsident Heinz Fischer, um sich davor eine gute Stunde lang durch die Ägyptisch-Orientalische Sammlung des Hauses führen zu lassen. Direktor Wilfried Seipel persönlich spazierte mit Fischer von Sarkophag zu Sarkophag und übersetzte geduldig Grabmalereien und Deckenmotive. Fischer plant in naher Zukunft eine Ägyptenreise und wollte sich dafür wohl schon ein wenig einstimmen, bevor er sich den Werken des venezianischen Malers Tizian widmete.

Der Rest des Abends stand dann im Zeichen der Diplomatie, denn das KHM (wie übrigens andere Museen auch) arbeitet bei Ausstellungseröffnungen gerne mit den Botschaftern jener Länder zusammen, aus denen die Künstler kommen. In diesem Fall war das Italien, weswegen der italienische Botschafter Massimo Spinetti und seine Frau Anna zu späterer Stunde in ihre Residenz am Rennweg zu Pasta und Dolci luden.

Übrigens: Ein Fundraising Dinner geht sich im Oktober noch aus. Am nächsten Dienstag lädt das Mumok anlässlich der neuen Ausstellung „China – Facing Reality“ ausgewählte Gäste zum Abendessen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.