Wandern: Von Eisenach nach Budapest

APA (dpa/U. Tourismusamt/gms)
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Der Bergwanderweg Eisenach-Budapest ist 2.643 Kilometer lang.

Die Kilometerzahl auf der Tafel im Budapester Stadtteil "Kühles Tal" hat es in sich: 2.643 Kilometer lang ist der Bergwanderweg Eisenach-Budapest, der Ungarn und Deutschland verbindet und dabei einige der schönsten Gebirge Mitteleuropas wie den Thüringer Wald oder das Altvatergebirge in Tschechien streift.

Nach der Wende war der 1983 unter dem Namen "Internationaler Bergwanderweg der Freundschaft Eisenach-Budapest" ins Leben gerufene Fernwanderweg fast schon in Vergessenheit geraten. Mittlerweile erfreut er sich wieder wachsender Beliebtheit.

Mit den südpolnischen Beskiden oder dem slowakisch-ungarischen Grenzgebiet passiert der "EB", wie der Weg abgekürzt heißt, Gegenden mit sehr wenig Zivilisation. Das Wandern in der Wildnis garantiert ursprüngliche Naturerlebnisse. Dazu gehören aber auch sintflutartige Gewittergüsse, zermürbende Hitze und widerspenstige Stechmücken. "Der "EB" hat eine Persönlichkeit und ist kein kommerzielles Konstrukt wie der Harzer Hexenstieg oder der Rothaarsteig", meint Bert Winkler, der dem Freundeskreis der EB-Wanderer vorsteht.

In Deutschland schlängelt sich der "EB" durch einige der beliebtesten Wanderregionen. Dazu gehören der Rennsteig, das Vogtland, das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz. Kurz hinter Eisenach führt die Strecke durch die Drachenschlucht, ein drei Kilometer langes, extrem enges Tal, durch das Wanderer mit großem Rucksack manchmal kaum hindurchpassen.

Im Gegensatz zu den Nachbarländern ist die Ausschilderung in Deutschland recht gut. Sie zeigt einen roten Rahmen mit den Buchstaben "EB" und die Silhouette von fünf Bergen, die für die fünf "EB"-Länder stehen. Sich in Polen, Tschechien oder der Slowakei zu verlaufen, gehört für viele Wanderer dazu. In Ungarn gibt es dann wieder eine gute Beschilderung. Karten für einzelne Etappen sind vorhanden, eine Wanderkarte für den ganzen Weg gibt es dagegen nicht.

Die Streckenführung soll an die ungarische Prinzessin Elisabeth erinnern, die im Jahr 1211 von Budapest auf die Wartburg bei Eisenach gebracht wurde. Die damals Vierjährige sollte in deutscher Umgebung aufwachsen, um später mit dem Thüringer Landgrafen verheiratet zu werden. Heute wird Elisabeth als Nationalheilige verehrt. Auf der Wartburg erinnert eine Ausstellung vom 7. Juli bis 19. November an ihren 800. Geburtstag.

Die Route der Heiligen Elisabeth war das Bindeglied, das 1983 von der DDR, der Tschechoslowakei, Polen und Ungarn bei der Eröffnung des Weges gewählt wurde. "Das war für die atheistisch angehauchten Länder ungewöhnlich", sagt EB-Wanderer Bert Winkler. Der ursprüngliche Plan für einen Fernwanderweg - eine Route von der Ostsee bis ans Schwarze Meer - hatte wegen Grenznähe, Visa- und anderen politischen Problemen aufgegeben werden müssen. Lange Zeit wurde der Weg von vielen auch wegen der begehrten Wanderabzeichen abgelaufen, die es bis 1990 gab. Heute dürfen sich die Wegbezwinger beim Freundeskreis der "EB"-Wanderer mit ihrer Unterschrift auf einem Wimpel verewigen - eine symbolische Anerkennung für schweißtreibende 2.643 Kilometer.

(APA)

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