Rom: Die ewig junge Stadt

(c) Julia Stix
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Mamma mia, warum warst du keine Römerin? Das fragt man sich auch nach dem hundertsten Besuch am Tiber. Die Stadt war, ist und bleibt der urbane Inbegriff der Leichtigkeit des Seins. Jugend – das heisst Roma!

Wer schon tagsüber über den Elan der Römer staunt, wird es erst recht nach Sonnenuntergang tun. Chic gestylt und energiegeladen laufen die Bewohner der Ewigen Stadt nach Sonnenuntergang zur Höchstform auf. Römisches Nachtleben spielt sich fast ganzjährig hauptsächlich im Freien ab. Wenn’s auf dem Campo dei Fiori dunkel wird, steigt in den lauen Sommernächten der Lärmpegel der beliebten Bars und Weinstuben in ungeahnte Höhen. Rund um die Statue von Giordano Bruno wird unter Roms Jugend bis in die Morgenstunden geflirtet, getrunken und zuweilen auch laut gestritten – sehr zum Ärgernis der Anwohner.

Wer den Abend ruhiger ausklingen lassen möchte, kehrt auf der Piazza del Popolo oder auf der Piazza Navona ein. Von rauschenden Brunnen, quirligen Plätzen und beeindruckenden Monumenten lassen sich die von Kindesbeinen an die Prachtkulisse gewöhnten Römer nicht beeindrucken. Die meisten verweilen nur kurz an einem Ort und ziehen weiter auf die Bühnen der Nacht.
Man flaniert durch die Altstadt, schleckt ein Eis und nimmt an der Theke einen Drink. Die gemütliche Weinbar, die Enoteca, genießt in Rom eine lange Tradition. Die Römer treffen sich nach der Arbeit auf ein Glas Wein, das mit köstlichen „stuzzichini“ – feinen Häppchen mit Prosciutto, Käse, Bruschette – serviert wird. An Wochenenden ziehen Nachtschwärmer in das Vergnügungsviertel Testaccio, einen ehemaligen Arbeiterbezirk, der nach dem Abendessen zu neuem Leben erwacht.

„Wanted in Rome“

Scharen von jungen Römern drängen in die Tanztempel rund um den Monte Testaccio. Preiswerter und auch unter der Woche gut bevölkert sind die Kneipen im Studentenviertel San Lorenzo. Wer am Abend Kultur sucht, hat nicht nur während der Estate Romana die Qual der Wahl unter Tanz-, Theater- und Musikveranstaltungen. Einen guten Überblick über das kulturelle Leben in der Stadt bietet das mittwochs erscheinende Wochenmagazin „Roma c’è“ im handlichen Taschenformat und einer englischen Rubrik sowie die Donnerstagsbeilage „TrovaRoma“ der Tageszeitung „La Repubblica“. Stadtgeschichten samt Veranstaltungskalender liefert vierzehntägig das englischsprachige Magazin „Wanted in Rome“.

Wohnzimmer mit Aussicht

Wer an der charmanten Piazza della Pietra das Lokal „Salotto 42“ betritt, fragt sich erstmal: Ist es ein gemütliches Wohnzimmer, eine schicke Bar oder eine kunstsinnige Buchhandlung? Ein bisschen von allem. Nur wenige Gehminuten von Pantheon und Parlament entfernt, trinkt und plaudert man inmitten sorgfältig ausgewählter Antiquitäten, mit Blick auf den nächtlich beleuchteten Hadrianstempel. Die Besitzer Damiano Mazzarella und seine schwedische Frau Malin Perrson haben ein einzigartiges Ambiente geschaffen: Ohrensessel aus den Fünfzigerjahren, wertvolle Lampen aus Murano, Marmorsäulen und Art Nouveau-Brokat. Geschmacksicherheit beweist der Schmuck- und Antiquitätensammler nicht nur bei der Einrichtung, sondern auch bei der Philosophie des Lokals.

Signore Mazzarella veranstaltet kulturelle Events, Buch- und Katalogpräsentationen, Kurzfilm-Festivals und lädt Künstler zu Diskussionsrunden. Model Malin Persson sieht die Bar als erweiterte Wohnung, die sie zweifellos den Laufstegen von Chanel, Dior oder Valentino vorzieht. Das Ehepaar ließ sich bei Aufenthalten in New York und Paris inspirieren. Mit ihrem neuen Konzept wollten sie der als provinziell kritisierten Ewigen Stadt etwas kosmopolitisches Flair einhauchen. Ein Anspruch, der von den zahlreichen Besuchern goutiert wird.

Promis im Cafe des Friedens

Prominente aus Showbusiness, Sport und Politik zählen, nur einen kleinen Spaziergang weiter, auch im Antico Caffè della Pace zur Stammklientel. Selten ist das Erbe des glamourösen Roms der Fünfzigerjahre noch so deutlich zu spüren wie im schönsten Abendcafé der Stadt. Üppige Blumenarrangements mit Rosen und Lilien, eine alte silberne Kaffeemaschine, goldgerahmte Spiegel, dunkles Holz und rote Samtsofas schaffen Atmosphäre. Die schicke Bohème, die in den teuren Palazzi rund um die Piazza Navona wohnt, gönnt sich hier auf dem Nachhauseweg gerne noch einen Drink. Auch Touristen suchen auf ihren nächtlichen Streifzügen das Traditionslokal auf und genießen bei Kerzenlicht nicht nur den Blick auf den schönsten Tresen, sondern auch den teuersten Cappuccino der Metropole. Im Sommer ist jeder Platz unter dem wild wuchernden Wein im Freien heiß umkämpft.

Wer vom Nachtschwärmen hungrig geworden ist, stärkt sich bei Delikatessen aus der Schauküche der Obikà Mozzarella Bar. Warum sollte man Mozzarella nur auf der Pizza oder zu Tomaten und Basilikum genießen, dachten sich der Neapolitaner Silvio Ursini und der Römer Andrea Corsetti. Kurzerhand beschlossen sie, der Spezialität ihrer Heimat mehr Platz einzuräumen. Sie nützten die Marktlücke und eröffneten gemeinsam die erste Mozzarella-Bar Europas. Obikà ist kein exotischer Name, sondern kommt aus dem neapolitanischen Dialekt – es bedeutet so viel wie „Da ist es“.

Gemeint ist die weiße, kugelrunde Köstlichkeit aus Süditalien, die im Lokal den Ton angibt. Der Käse wird aus Büffelmilch hergestellt und enthält doppelt so viel Fett wie sein Pendant aus Kuhmilch, ist dafür aber vitaminreicher. Da Büffel nur knapp ein Drittel so viel Milch wie Kühe geben, ist die Produktion von Mozzarella di Bufala aufwendiger und kostspieliger.

Die beiden Japan-Fans ließen sich von Sushi Bars inspirieren und übertrugen das Konzept auf italienische Leckerbissen. In der offenen Schauküche wird nur das Beste aus den italienischen Regionen zubereitet: von Büffelmozzarella aus Kampanien, Prosciutto di Sauris aus dem Friaul, bis zum Tonno affumicato aus Sizilien. Pasta,
Biosalate und andere kleine Gerichte vervollständigen die Karte. Die zwei Freunde setzen die Slow Food-Philosophie in ihrem Lokal gekonnt um. Ausschließlich frische Produkte aus lokaler Produktion und von hervorragender Qualität kommen auf den Tisch.

Die riesige Freiluftarena für Nachtschwärmer am Campo dei Fiori verwandelt sich tagsüber in ein Shopping-Paradies. Zur Stärkung für die Einkaufstour empfiehlt sich ein Espresso im nahen Caffé Farnese, mit Terrasse auf der gleichnamigen Piazza und einer großen Auswahl an Cornetti und Tramezzini. Gleich um die Ecke duftet es aus der ältesten Bäckerei Roms verführerisch nach frischem Brot. Zur Spezialität von Il Forno zählt die knusprige Pizza bianca oder al rosmarino.

Schuhe mit persönlicher Note. Die kleinen Läden mit Schuhen, Kleidung und Geschenken in den Seitenstraßen rund um den Markt laden zum Stöbern ein. Die Via dei Baullari hält für Leute auf der Suche nach ausgefallener Mode gleich zwei Überraschungen bereit. Bei Loco gibt’s Schuhe mit persönlicher Note, in Form ungewöhnlicher Materialien, Schnitte und Absätze.

Ein paar Häuser weiter lockt die geschmackvolle Vitrine von Baullà mit originellen Einzelstücken wie Röcken aus vietnamesischen Seidenstoffen oder weichen Samtpantoffeln aus dem Friaul. Sehr begehrt sind die exquisiten Ledertaschen. Stilistin Teresa schneidert auf Wunsch binnen weniger Tage auch nach Maß.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Campo, neben dem Cinema Farnese beginnt die preiswerte Einkaufsstraße Via dei Giubbonari. Inmitten der Billigboutiquen heben sich Läden wie Posto Italiano ab, mit einer kleinen, aber feinen Auswahl an italienischem Schuhwerk für sie und ihn. Am Ende der Gasse fällt in der Schuhboutique Alberto bei der Fülle an schicken Modellen die Wahl schwer. Auffallend bunt und fantasievoll präsentieren sich die Seidenkreationen von Angelo di Nepi: blütenbestickte Blusen, Röcke und Hosen, die alle mit einer roten Pfefferschote, Firmensymbol und Qualitätssiegel für „Made in Italy“, versehen sind.

Navigation in Rom

David Mayer entwirft eine sehr ansprechende, klassisch-moderne Herrenkollektion für Junge und Junggebliebene. Auf dem Weg von einer Umkleidekabine zur nächsten lohnt eine kulinarische Pause bei Roscioli. Küchenchef Paolo serviert zum Gläschen Wein Gaumenkitzel wie apulische Fusilli, feine Käse und Prosciutto, von denen Feinschmecker noch lange schwärmen.Shop & drop
Salotto 42, Piazza di Pietra 42, Rom. Antico Caffè della Pace, Via della Pace 3–7 (Piazza Navona) Bar del Fico, Piazza del Fico 26–28 (Piazza Navona) Obikà, Via dei Prefetti 26 (Piazza di Firenze)

Infos Ital. Fremdenverkehrsamt
E.N.I.T, Kärntner Ring 4, 1010 Wien, Tel. 01/505 16 39 12

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