Nobelpreis: Auktionen sind die effizientesten Märkte

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Institutionen. Drei US-Spieltheoretiker wurden ausgezeichnet.

STOCKHOLM/WIEN. Der freie Markt ist das beste Mittel für die Zuteilung („Allokation“) von knappen Ressourcen. Adam Smith hat dafür die klassische Metapher von der „unsichtbaren Hand“ entwickelt, die Angebot und Nachfrage zueinander führt. Doch selbst der eingefleischteste Marktwirtschaftler muss zugeben, dass in der Praxis der freie Markt nicht in allen Fällen zur besten Lösung führt.

Und zwar aus vielerlei Gründen: Beispielsweise, wenn die Marktteilnehmer einen ungleichen Informationsstand haben; wenn der Wettbewerb nicht perfekt ist (also Restriktionen unterliegt); wenn es Folgewirkungen eines Geschäfts gibt – etwa auf die Umwelt –, die im Markt nicht erfasst werden; oder auch, wenn es um öffentliche Güter geht, bei denen Private als „Trittbrettfahrer“ unterwegs sein können.

Ökonomen sind deshalb seit geraumer Zeit auf der Suche nach besseren „Institutionen“, die Ressourcen effizienter zuteilen. Den Urvätern dieser Forschung, Leonid Hurwicz, Eric S. Maskin und Roger B. Myerson wurde gestern, Montag, der diesjährige Wirtschafts-Nobelpreis zuerkannt.

Hurwicz (90), emeritierter Professor der University of Minnesota, veröffentlichte seine bahnbrechenden Entdeckungen erstmals im Jahr 1960. Er entwickelte einen Rahmen, in dem der Handel mathematisch analysiert werden kann. Benutzt hat der 1917 in Moskau geborene und nach 1938 aus Polen über London und Genf in die USA emigrierte Forscher dazu die Spieltheorie.

Theorie der Regulierung

Eines der Probleme, mit denen er kämpfte: Niemand nennt beim Handeln den „wirklichen“ Wert, den ein Gut für ihn hat. Mit spieltheoretischen Methoden lässt sich so ein Problem dennoch studieren. Eines der Ergebnisse: Eine „double auction“, in der sowohl Anbieter als auch Nachfrager Gebote abgeben, ist in den meisten Fällen der beste Mechanismus.

Maskin (Princeton University) und Myerson (University of Chicago; beide 56) haben die Ideen Hurwiczs weiter entwickelt und in anderen Bereichen angewandt – etwa auf öffentliche Ausschreibungen, auf die Regulierung von Märkten, auf die Besteuerung oder auf Wahlsysteme. Die Ergebnisse der „Institutionen-Ökonomik“ prägen heute viele Wirtschaftsbereiche: von der Versteigerung von Handy-Lizenzen bis zur Einrichtung von Strom-Regulatoren.

Mit den heurigen Preisträgern setzt das Nobelpreis-Komitee eine Serie fort, in der Spieltheoretiker ausgezeichnet werden. Unverändert werden die Wirtschaftspreise von US-Wissenschaftlern dominiert – 47 der bisherigen 61 Preisträger forschten in Amerika. Bisher wurde noch keine einzige Frau ausgezeichnet. Das Preisgeld liegt in Summe bei 1,1 Mio. Euro.

AUF EINEN BLICK

Der Wirtschafts-Nobelpreis geht heuer an die drei US-Ökonomen Leonid Hurwicz, Eric S. Maskin und Roger B. Myerson.

Sie haben erforscht, wie Marktmechanismen gestaltet werden müssen, um den erwünschten Zweck zu erzielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2007)

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