Berufsmesse: Kontakte knüpfen im Dachgeschoß

Die "Success" wird größer. Die Zufriedenheit der Jungjuristen nimmt ab.

WIEN. Steigende Arbeitslosenzahlen machen auch vor den Juristen nicht Halt. Die Zeiten, in denen fast jeder Absolvent der Rechtswissenschaften schon bald nach dem Studium einen fixen Arbeitsplatz fand, sind längst vorbei. Junge Juristen sollten schon früh ihren Karriereweg planen und vor allem eines nicht vergessen: Kontakte knüpfen.

Eine Gelegenheit dazu gab es vergangene Woche bereits zum 14. Mal am Wiener Juridicum bei der Success-Messe. "Die Success ist besuchermäßig die größte Spezialmesse für Juristen im deutschsprachigen Raum", sagt der Geschäftsführer des Messe-Veranstalters Career Center, Josef Lentsch, im Gespräch mit der "Presse". Und die Messe werde kontinuierlich größer. So waren auf der 1992 von der ÖH organisierten Messe nur einige wenige Kanzleien und der öffentliche Dienst mit einem Messe-Stand in der Juridicum-Aula vertreten. Heuer gerieten die Veranstalter ÖH und Career Center, die im Jahr 2000 eine Partnerschaft eingegangen sind, fast schon in Platznot. Insgesamt 40 Unternehmen stellten sich dem Besucheransturm. Auch heuer haben sich rund 1500 Interessierte bei der Success umgesehen.

Vom "Umsehen" kann die Juristen-Messe ein Liedchen singen. Ein Gutteil der Studenten und Absolventen betritt die Aula aus reinem Zufall. Nicht sehr viele kommen, um sich wirklich ausführlich über Karrierechancen zu informieren oder gar konkrete Kontakte zu knüpfen.

Die 25-jährige Julia Skocek, die bereits im letzten Monat ihrer Gerichtspraxis und auf Job-Suche ist: "Ich bin nicht wegen der Anwaltskanzleien da. Mein Interesse liegt bei den NGOs. Aber ich sehe mich einfach nur um." Der 25-jährige Jurist Max Loosmann weiß zwar, dass er in die Anwaltei möchte, ihn stört aber, "dass hier nur die ganz großen Wirtschaftskanzleien vertreten sind". Auch Studentin Martina (22) im dritten Abschnitt, findet es "schade, dass auf der Success nur die großen Kanzleien Stände haben, obwohl auch kleinere Kanzleien eine gute Ausbildung bieten können". Lentsch erklärt die geringe Vielfalt an Ausstellern so: "Die kleinen Kanzleien sind durchaus willkommen, aber Groß-Kanzleien haben ein ganz anderes Marketingbudget". Einen Vorteil der Messe sieht er darin, dass ein Student an einem Nachmittag gleich mehrere Kontaktdaten und Ansprechpartner mitnehmen kann. Beim Vorstellungsgespräch gibt es dann schon ein Gesicht zum Bewerber.

Studenten mit ganz konkreten Job-Vorstellungen können seit 2000 im Rahmen der Success an der "Recruiters Night" teilnehmen. Im Dachgeschoß des Juridicum laden sechs Wirtschaftskanzleien die besten Studenten zum Bewerbungs-Talk im Halbstunden-Takt. Danach wird am Buffet geplaudert. Wer allerdings während der Messe den ganzen Tag in der Juridicum-Mensa sitzen bleibt, wird am Arbeitsmarkt wahrscheinlich nicht leicht reüssieren können.


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