Das Sitzen auf Nadeln genießen

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enießer sind selten geworden. In einer Zeit, in der Schnelligkeit, Leistung und Effizienz die wichtigsten Werte sind, bleibt kaum noch Zeit, sich entspannt einer Speise oder einem Getränk zu widmen. Die wenigen verbliebenen Exemplare lassen sich allerdings in ihrer genüsslichen Gelassenheit absolut nicht aus der Ruhe bringen. Gut und schön, nur das macht den Umgang mit dieser Spezies für uns gestresste Normalbürger nicht gerade einfach. Denn während man selbst auf Nadeln sitzt, endlich das Lokal verlassen zu können, schabt der Genießer unbeeindruckt Nanometer für Nanometer Scheibchen von seinem Eismarillenknödel ab. Und nach einem zweistündigen Gelage erntet man für ein schüchternes "Gehen wir endlich?" nur ein genervtes "Darf ich bitte einmal in Ruhe frühstücken!".

Sollten Sie also mit einem Genießer unterwegs sein, planen Sie ruhig ein bisschen mehr Zeit ein, etwa beim Ostermarkt am Franz-Jonas-Platz. Bis 20 Uhr kann er hier an Osterpinzen knabbern - Sie können ja inzwischen etwas anderes unternehmen. Am Abend können Sie den Genießer ein wenig in die Irre führen: Im Orpheum (22, Steigenteschg. 94b; 20 Uhr) ist das Ethno-Quartett Dobrek Bistro zu Gast - Ätsch, nichts zum Essen. Oder Sie schauen ins Café Schlemmer (18. Währinger Str. 159), wo eine Briefmarken-Tauschbörse stattfindet. Das könnte halbwegs schnell über die Bühne gehen. Vorausgesetzt natürlich, Ihr Genießer kommt nicht auf die Idee, die geschmacklichen Vorzüge der Markengummierung ausgiebig zu testen.

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