Höllische Seitensprünge

I
m Jahr 1421 war Klosterneuburg der Nabel der Welt. Zumindest sah das der seinerzeitige Propst Georg Müstinger so: In seiner Karte Mitteleuropas - aus erhaltenen Schriften rekonstruiert - geht nämlich der Nullmeridian mitten durch das Stift. Klosterneuburg als eine Art Himmel: Diesen Eindruck hat man jedenfalls auf der neu gestalteten Tour durch die Klostermauern immer wieder. Schon in der "barocken Baustelle" in den Kellergewölben (wo man vieles Denkwürdiges wie die Sache mit dem Nullmeridian erfährt): In der Sala Terrena beispielsweise tragen acht gigantische Atlanten das (Himmels-) Gewölbe. Und im Marmorsaal direkt darüber werden die Habsburger sogar zu echten Himmelsgestalten stilisiert.

In das glatte Gegenteil, in die höllischen Abgründe der menschlichen Seele, führt hingegen Martin Suter seine Leser: In seinem neuen - erneut meisterlichen - Roman "Der Teufel von Mailand" beschreibt der Schweizer Autor die kuriose, spannende, bedrückende Geschichte einer Frau, die vor den Trümmern ihres Lebens steht und sich in ein Alpen-Nest im Unterengadin flüchtet. Wobei sie vom Regen in die Traufe kommt. Nur so viel sei hier verraten: Nicht ganz unschuldig daran sind eine zerbrochene Liebe und gescheiterte Seitensprünge.

Hoffentlich nicht scheitern werden hingegen die "mathematischen Seitensprünge", die der Wiener Mathematiker Karl Sigmund heute im "math.space" im Museumsquartier abhält: Sein Thema ist der Ausnahme-Mathematiker Kurt Gödel.

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