Akustische Vexierbilder

Selbst wenn man die gleiche Sprache spricht, ist genügend Potenzial vorhanden, einander nicht oder zumindest falsch zu verstehen. Ein guter Freund, aufgewachsen in Deutschland und seit einigen Jahren leidenschaftlicher Wiener, kann ein Lied davon singen. Damals etwa, als er zum ersten Mal in einem Beisl hörte, wie jemand am Nachbartisch "s' Beischl" bestellte. In österreichischen Essgepflogenheiten noch nicht sattelfest, fragte er die Wirtin, was denn heute das "Special" sei. Ein andermal stieg er in eine Diskussion ein, es muss sich um Haushaltsversicherungen gedreht haben, und wurde plötzlich mit "Wiener Stehtischen" konfrontiert. Nun versteht er zwar einiges von Möbeln, doch diese besondere Art war ihm noch nicht untergekommen. Dass es sich dabei um eine Versicherungsgesellschaft handeln könnte, war ihm in jenem Moment nicht bewusst.

Immerhin erkannte er die Systematik dahinter und taufte das Phänomen "akustisches Vexierbild". Und wie üblich, wenn man einmal ein System geknackt hat, spielt er auch immer wieder gerne damit. So sprach er etwa bei der Fußball WM mit breitem Grinsen, jemand hätte sein "L verschissen". Verstanden?

Falls Sie an derartigen Spielereien Gefallen finden, empfehle ich Ihnen zum einen Axel Hackes Büchlein "Der weisse Neger Wumbaba. Kleines Handbuch des Verhörens", zum anderen sollten Sie sich die DVD von Jim Jarmuschs Film "Down by Law" besorgen. Und lassen Sie sich die Zeile "I scream, you scream, we all scream for Ice Cream" auf der Zunge zergehen.

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