Meinung: Schlecht gezockt ist auch verloren

Casinos-Chef Leo Wallner hat ein echtes Kunststück vollbracht: Unter dem Schutz des Monopols meldet er Millionen-Verluste.

E
s ist leider unvermeidbar: Die Lehrbücher der Ökonomie müssen umgeschrieben werden. Schuld daran ist ein neues, einigermaßen konsternierendes Phänomen. Nennen wir es einmal (ohne der Wissenschaft vorgreifen zu wollen) "Casino-Paradoxon".

Dieses Paradoxon hat das Zeug dazu, alle bisherigen Weisheiten aus der ohnehin komplizierten Welt der Wirtschaft auf den Kopf zu stellen. Bis jetzt dachten wir zum Beispiel, dass Monopole ein sicheres Geschäft sind. Alles Blödsinn. Die Casinos Austria AG beweisen nämlich anschaulich, dass auch das Leben eines Monopolisten kein Honiglecken ist. Zehn Millionen Euro Miese hat das Unternehmen im vergangenen Jahr hingelegt. Wenn das kein hartes Schicksal ist.

Ist es das? Der Eindruck drängt sich jedenfalls auf, denn Kritik an Casinos-Chef Leo Wallner wurde bis dato nicht vernommen. Zeit wird's: Wallner hat sich nämlich in den vergangenen Jahren ganz offensichtlich pudelwohl in seiner geschützten Welt gefühlt. Und so hat er sich wohl darauf verlassen, dass die p.t. Kundschaft auf immer und ewig mit dem guten, alten Roulette-Tisch verbunden sein wird. Klingt fein, ist es aber nicht. Den Trend zu Automaten hat Wallner verschlafen, und jetzt wird er auch noch der hohen Personalkosten nicht Herr.

Leo Wallner ist seit 1968 Casinos-Generaldirektor. Und er hat zweifellos sehr viel Verdienstvolles geleistet. Den richtigen Zeitpunkt für den Abschied zu wählen, muss nicht Glückssache sein.

(Bericht: Seite 19)

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