FairPlay für alle!

Kein DRM mehr? Klingt sympathisch, nur spielen werden sie's nicht.

Effizienter Kopierschutz mittels Digital Rights Management (DRM) hat legale Onlinemusikbörsen erst möglich gemacht. Dass dabei jeder sein eigenes Süppchen kocht und etwa bei Apples iTunes gekaufte Musik nur auf iPods gespielt werden kann (und bei Sony-Connect gekaufte Musik nur auf Sony-Walkman...) sorgt allerdings für Verdruss bei Konsumenten und ihren Schützern.

Nun hat Apple-CEO Steve Jobs die Flucht nach vorne angetreten und in einem offenen Brief dafür plädiert, ganz auf DRM-Kopierschutz zu verzichten. Ein kluger Schachzug. Jobs reicht so den Schwarzen Peter an die Musikindustrie weiter. Diese ist für viele ohnehin die Idealbesetzung für die Rolle des Bösewichts – und nicht etwa Apple, das seinen Kopierschutz „FairPlay“ nicht für Mitbewerber lizensiert. Was übrigens laut Jobs nur daran liegt, dass man den wertvollen Code vor Indiskretionen schützen will – und nicht etwa zur Verhinderung, dass Dritte die Harmonie des Gespanns iPod/iTunes stören.

Kein DRM? Klingt sympathisch, nur spielen werden sie's nicht. Auch wenn der Großteil der Musik ohnehin auf CD, also ohne DRM, verkauft wird, wird die von Napster&Co traumatisierte Musikindustrie in naher Zukunft kaum von DRM für Onlinemusik abrücken. Das weiß Jobs auch. Und Apple hat vergleichsweise wenig zu verlieren: Gemessen an den Erlösen des iPod sind die iTunes-Einnahmen Peanuts. Für Michael Haentjes, Präsident des Deutschen Phonoverbands, ist Jobs Vorstoß daher „scheinheilig“.

Mittelfristig gibt es also nur eine Lösung, die für die Musikindustrie (will Kopierschutz) und Konsumenten (will davon nichts merken) gleichermaßen akzeptabel ist: Apple muss sich dazu durchringen, an andere (seriöse) Anbieter Lizenzen für FairPlay zu vergeben – zu Konditionen, die dem Namen gerecht werden. Gleiches gilt natürlich für die Entwickler anderer DRM-Systeme.

Dann gäbe es eine Sensation: Player, die jede Musik abspielen, die der Besitzer legal erworben hat. Eine Utopie, denn offensichtlich gefällt sich Steve Jobs genauso in der Rolle des Semi-Monopolisten wie sein „großer Bruder“ Bill Gates.


andreas.tanzer@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2007)

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