Andreas Tanzer: Auch eine Art Durchbruch

Alarmierende Zuversicht

Endlich ist es soweit: findige Computerfreaks – dem Vernehmen nach aus Russland – haben herausgefunden, wozu  MMS gebraucht wird. Multimedia-Services, der SMS-Nachfolger, der Fotos, Musik und Kurzvideos übertragen kann, ist ja bis jetzt nutzungsmäßig eher mit WAP vergleichbar: Das Feature darf auf keinem Handy fehlen, abgehen würde es aber niemanden.

Das nun entwickelte Programm leistet endlich, was sich die Telekommunikationsbranche gewünscht hat: Es braucht die Kapazitäten der MMS, und bringt den Nutzer – oder sein Handy – dazu, ausgiebig MMS zu versenden. Kleiner Schönheitsfehler: Bei besagter Anwendung handelt es sich um einen Virus.

Nach eher erfolglosen Versuchen, etwa über Bluetooth, ist vergangene Woche mit Commwarrior.A  erstmals ein Handy-Virus aufgetaucht, der seinen Code als MMS  versendet und sich so – theoretisch – in Sekundenschnelle über den gesamten Globus verbreiten kann. Allzu dramatisch ist die Situation  noch nicht. Größtes Hindernis für alle Handyviren sind derzeit noch die unterschiedlichen Betriebssysteme. Commwarrior.A etwa „funktioniert“ nur mit Symbian-Smartphones.

Alarmierende Zuversicht

Weniger beruhigend ist allerdings das eigentlich zur Kalmierung gedachte Statement eines Nokia-Sprechers: Dass man in der Bekämpfung von Handyviren auf die 20- bis 30- jährige Virus-Geschichte des PC zurückgreifen könne, stimmt bei näherer Betrachtung nicht wirklich optimistisch. Man wird damit leben müssen, dass mit dem Funktionsumfang von Handys auch die Virengefahr wächst.

Vorerst beruhigen aber selbst Anbieter von Antiviren-Software, denen ein massives Schutzbedürfnis der User durchaus entgegen käme, und verweisen darauf, dass Commwarrior.A sich nur dann verbreitet, wenn man die infizierte MMS auch  öffnet. Gut, damit sind alle aus dem Schneider, die den im Virus-Filenamen versprochenen Verlockungen – die Liste der üblichen Verdächtigen reicht von 3D-Spielen über Sicherheitsupdates bis zu Pornobildern – widerstehen können. Allerdings müssten viele Handybesitzer gegebenenfalls erst in der Bedienungsanleitung  nachsehen, wie man eine MMS löscht, ohne sie versehentlich dabei zu öffnen. Womit der erste Schritt zur MMS-Nutzung getan wäre ...

andreas.tanzer@diepresse.com

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