Tiroler SPÖ-Chef Gschwentner geht

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Tiroler SPoeChef Gschwentner geht(c) APA (ROBERT PARRIGER)
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Gschwentner fehle Unterstützung innerhalb der Partei - auch sein Amt als Landeshauptmannstellvertreter legt er nieder. Nachfolger wird Soziallandesrat Reheis.

Die vierstündige Sitzung des Tiroler SPÖ-Vorstandes nahm am Montagabend ein überraschendes Ende: Hannes Gschwentner legte seine Funktion als Landesparteivorsitzender zurück. Am Dienstag gab er bei einer Pressekonferenz in Innsbruck noch bekannt, spätestens im Herbst auch als Landeshauptmannstellvertreter zurückzutreten. Der 54-Jährige begründete seinen Schritt damit, dass es für ihn keine hundertprozentige Unterstützung mehr aus der Partei gebe. Und: „Ich habe beschlossen, den Weg für neue Gesichter frei zu machen.“

Sein Nachfolger wird Soziallandesrat Gerhard Reheis. Mit nur einer Gegenstimme wurde er Montagabend zum geschäftsführenden Parteiobmann (bis zum nächsten Parteitag im Herbst) gewählt. Gschwentner habe ihm angeboten, sein Regierungsamt mit sofortiger Wirkung zurückzulegen – Reheis habe allerdings gebeten, ihm noch Zeit zu geben, um seine Nachfolge zu regeln und ein zweites SPÖ-Regierungsmitglied zu finden. „Ich habe ihm dafür maximal bis Ende des Sommers Zeit gegeben“, meint Gschwentner zur „Presse“. Bei der Landtagswahl 2013 wolle Reheis aber auf jeden Fall als Spitzenkandidat der Partei antreten und ein „starkes Plus“ erreichen.

Ob die hohen Stimmverluste der SPÖ bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl entscheidend für Gschwentners Rücktritt gewesen seien? „Das war zwar nicht der ausschlaggebende Grund – aber mit ein Grund“, sagt Gschwentner. Es sei ein Stimmungsbild dafür gewesen, dass die Wähler mit dem Personalangebot nicht mehr zufrieden seien – „außerdem kommt es nach Stimmverlusten immer auch zu Schuldzuweisungen innerhalb der Partei.“ Reheis sei mit Sicherheit ein guter Nachfolger, „weil er unbelastet das Amt antritt“.

„Ministrantentätigkeit“ für ÖVP

Gut zehn Jahre lang war Gschwentner im Amt: Am vierten Mai 2002 war er zum Parteichef gewählt worden. Damals trat er die Nachfolge von Herbert Prock an. Gschwentner galt stets als überzeugter Befürworter einer Regierungsbeteiligung seiner Partei, was ihm wiederholt den Vorwurf der „Ministrantentätigkeit“ für die ÖVP eintrug. Zu den Kritikern von Gschwentners Regierungspolitik zählen vor allem Jusos und Gewerkschafter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2012)

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