Heimischer Wortschatz: Von Spielen beeinflusst

Heimischer Wortschatz Spielen beeinflusst
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Ausdrücke von Spielen, die für Regionen typisch sind, finden schnell ihren Weg in die Alltagssprache. Ein Projekt liefert Informationen zur Entwicklung und Herkunft bildhafter Ausdrücke in unserer Alltagssprache.

„Einer hat immer das Bummerl.“ „Jetzt ist er aus dem Schneider.“ „Könnt ihr euch das ausschnapsen?“ Das sind nur drei Beispiele, die Jürgen Ehrenmüller für seine Diplomarbeit im Rahmen des „Deutsche WortSchätze“-Projekts gesammelt hat. Dieses Großprojekt des Grazer Germanisten Wernfried Hofmeister liefert seit 2004 Informationen zur Entwicklung und Herkunft bildhafter Ausdrücke in unserer Alltagssprache: Die Sammlung kann man online auf http://wortschaetze.uni-graz.at durchforsten.

Ehrenmüllers Aufgabe war es, in Zeitungsberichten (und Interneteinträgen) der letzten 50 Jahre jene bildhaften Bezeichnungen der deutschen Sprache herauszufiltern, die spielerischen Hintergrund haben.

Schnapsen und Tarock. Der „Presse am Sonntag“ verriet er, welche der 280 Belege für die Wichtigkeit von Spielen in unserer Sprache hauptsächlich in Österreich Verwendung finden: „Obwohl das Spiel ,Schnapsen‘ in Deutschland als ,66‘ bekannt ist, kommen viele Ausdrücke, die sich vom Schnapsen ableiten, nur hier vor“, sagt Ehrenmüller. Während man in Österreich angibt, man hätte z.B. den Führerschein nicht beim Schnapsen gewonnen, sagt man in Deutschland eher „man hat etwas nicht beim Skat spielen gewonnen.“

Weiters ist „etwas im Talon haben“ auch typisch österreichisch, bzw. hat auch das Lottospielen in Österreich stärker die Alltagssprache infiltriert als in Deutschland: Der „Lotto-Sechser“ wird hier nicht nur umgangssprachlich gebraucht. „Ich habe nur Ausdrücke untersucht, die der Standardsprache entsprechen“, sagt Ehrenmüller.

Würde man die Sammlung auf Dialektausdrücke ausweiten, könnte man noch viel mehr Regionaltypisches finden, wie etwa „jemandem den Gstieß geben“ oder „valat sein“ (beides vom Tarock). Hingegen fand Ehrenmüller auch viele spielerische Bezeichnungen, die in Deutschland sehr gebräuchlich sind, bei uns aber nicht: „Bauklötze staunen“ kommt etwa vom Berlinerischen „Jlotzen“ für „Klotzaugen“ oder „dastehen wie Pik Sieben“ stammt wiederum aus dem Skat, wo diese Karte einen niedrigen Wert hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2012)

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