Was ich lese: Peter Faerber

Zunächst: Meist lese ich laut. Und ins Mikrofon. Radiogeschichten, TV-Dokus, Kulturbeiträge, Synchronstimmen, Märchen, natürlich Dreh- und Rollenbücher.

Zunächst: Meist lese ich laut. Und ins Mikrofon. Radiogeschichten, TV-Dokus, Kulturbeiträge, Synchronstimmen, Märchen, natürlich Dreh- und Rollenbücher. Zurzeit Raimunds „Bauer als Millionär“,worin ich – in fantasievoll zirzensischer Umsetzung von Jérôme Savary – den Fortunatus Wurzel spiele. Jetzt in Baden, im Herbst in St. Pölten.

Kürzlich, nach einem Gastspiel mit „Kunst“ (Yasmina Reza), wurde ein Bühnenrequisit in diesem tollen Stück zu meiner Lektüre: Senecas „Vom glücklichen Leben“.Davor kannte ich dieses Werk, wie die meisten den „Mann ohne Eigenschaften“: vom Hörensagen. Anfangs ist es etwas widerspenstig, doch man liest sich schnell ein und verzweifelt schier, ob der Aktualität! Hat sich seit 2000 Jahren nichts getan? Von Tugend, statt bigotter Scheinmoral ist die Rede. Vom Altruismus der Reichen, statt purer Habgier. Von bereichernder Lust, statt zwanghafter Genusssucht. Meine wärmste Buchempfehlung für Politiker, Banker, Lobbyisten und Wirtschaftsbosse. Und für alle, die ihr vermeintliches Glück am falschen Ende des Lebens suchen. (Mich durchaus eingeschlossen.) Lest das, und ihr braucht sonst nichts mehr zu lesen!

Auch Raimund machte sich solche Gedanken, nur populärer und angenehmer. Hat auch nichts genützt. Und in 2000 Jahren? Was werden unsere 3D-digitalanimierten Ururenkel vom Nanocomputer in die Synapsen gespeist bekommen? Die Themen werden wohl noch immer die gleichen sein. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2012)

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