Strategie: Wo Sicherheit Früchte trägt

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Gemeinnützige Stiftungen müssen ihr Geld bombensicher, aber doch so gewinnbringend wie möglich anlegen. Was sich Privatanleger von den Profis abschauen können.

Wien. Das Vermögen erhalten und dabei noch ein paar Erträge erwirtschaften – dieses Ziel haben nicht nur die meisten Privatanleger. Gemeinnützige Stiftungen sind in Deutschland vom Gesetz her sogar zum Vermögenserhalt verpflichtet. Darüber hinaus müssen sie noch Geld am Kapitalmarkt erwirtschaften, denn nur so lässt sich der Stiftungszweck (etwa die Förderung der Wissenschaft oder die Wahrung der Rechte von Kindern) erfüllen. Um das Konzept zu fördern, sind gemeinnützige Stiftungen in Deutschland von vielen Steuern befreit. Anders in Österreich: Wegen fehlender (zusätzlicher) Privilegien haben hier die allermeisten Stiftungen mit Gemeinnützigkeit nichts am Hut.

Wegen der diversen Finanz- und Schuldenkrisen ist der Spagat zwischen Sicherheit und Profit auch für die Profis immer schwieriger geworden. „Die Niedrigzinskrise ist jetzt so richtig angekommen“, sagt Hermann Falk, Anlageexperte vom Bund deutscher Stiftungen. „Die Presse“ hat sich umgehört, wie die gemeinnützigen Vermögensverwalter mit der Situation umgehen.

Weniger Anleihen, mehr Aktien

Bei der Volkswagen-Stiftung, die mit den Erlösen aus der Privatisierung des gleichnamigen Autobauers gegründet wurde, reagiert man auf das schwierige Umfeld mit einer starken Diversifizierung. „Früher hatten wir einen Fremdwährungsanteil von zwölf bis 19 Prozent. Heute liegt er bei 30 Prozent“, sagt Dieter Lehmann, Anlagestratege der Stiftung. Investiert wurde etwa in australische Staatsanleihen, norwegische Kronen und Rentenpapiere aus den Schwellenländern. „Wir investieren aber nicht in Junk-Bonds.“ Von Bundesanleihen und Pfandbriefen habe man wegen der mageren Zinsen ebenfalls Abstand genommen.

Um sich vor der Inflation zu schützen, investieren die Stiftungen auch vermehrt in Sachwerte wie Immobilien und Aktien. Die Volkswagen-Stiftung steckt 29 Prozent ihres 2,3 Mrd. Euro großen Vermögens in Aktien. Neben dividendenstarken „Blue Chips“ verfügt sie seit Kurzem auch über ein Portfolio an Nebenwerten. Das meiste Geld wird trotz aller Schwierigkeiten aber noch in der Eurozone veranlagt. Gegen das Niedrigzinsumfeld soll eine Konzentration auf dividendenstarke Titel helfen. Dabei wird jedoch stark differenziert. „Man muss sich schon anschauen, wie es zu einer hohen Dividende kommt“, rät Lehmann. So könne die Aktie zwar günstig bewertet sein, allerdings könne die hohe Dividendenrendite auch daher kommen, dass das Unternehmen viel Geld ausschütten muss, um Anleger bei der Stange zu halten. Bestes Beispiel: die Deutsche Telekom.

Immobilien nur in bester Lage

Auch bei der Hertie-Stiftung liegt die Aktienquote bei 30 Prozent. „Zusammen mit unseren Anteilen an Private-Equity-Gesellschaften haben wir sogar 37 Prozent“, sagt Geschäftsführer Holger Benke. „Das hätte es bei einer Stiftung früher nicht gegeben.“ Bei festverzinslichen Papieren, die noch etwa 35 Prozent des Portfolios ausmachen, setzt Benke auf kurze Restlaufzeiten. „Man weiß ja nie, wann das Zinsniveau wieder steigt.“ Bei steigenden Marktzinsen sinken nämlich die Anleihenkurse. Die Papiere können dann nur noch mit Verlust veräußert werden.

Weil es bei Anleihen wegen der Niedrigzinsen nicht mehr viel zu holen gibt, investieren die Stiftungen auch gerne in Immobilien. „Wir machen uns natürlich auch Gedanken um die Inflation“, sagt Petra Träg von der SOS-Kinderdorf-Stiftung. Bei ihr liegt der Immobilienanteil bei 25 Prozent. „Wir besitzen aber nur Objekte in Gegenden, wo wir zumindest mit einer stabilen Wohnsituation oder sogar mit einem Zuzug rechnen. Stirbt die Region aus, sollte man die Immobilie eher verkaufen.“ Auch Volkswagen- und Hertie-Stiftung investieren trotz der bereits hohen Preise weiter in Immobilien. Es ginge dabei vor allem um die Wertstabilität.

Tipp 1

Anlagehorizont. Weil Stiftungen meist ohne Ablaufdatum gegründet werden, haben sie auch bei der Geldanlage einen langen Atem. Bei ihren Aktieninvestments müssen sie sich zum Beispiel keine großen Gedanken über Kursschwankungen machen, solange die Dividende stimmt. Gerade ältere Anleger sollten mit einer kleinen Aktienquote agieren.

Tipp 2

Rendite. Vor starken Schwankungen sind auch Stiftungen nicht sicher. Die Volkswagen-Stiftung erzielte 2010 etwa 6,79 und 2011 nur 1,31 Prozent. Wichtig ist Stiftungen der Ertrag eher im langfristigen Schnitt: Solange der deutlich über der Inflationsrate liegt, ist das Ziel erreicht. Diese Haltung ergibt auch für langfristig investierende Privatanleger Sinn.

Tipp 3

Kosten. Um den niedrigen Zinsen zu begegnen, setzen Stiftungen auch an der Kostenschraube an. Beobachter erkennen einen Trend zur Passiv- und Eigenverwaltung. Teure Investmentfonds werden etwa durch deutlich günstigere Indexfonds ersetzt. Diese eignen sich aber nicht für alle Anlagethemen. „Dividendenaktien“ sollten etwa lieber selbst ausgesucht werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2012)

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