Salzburger Elmo-Kino schließt seine Pforten

Das Kinosterben fordert ein weiteres Opfer. Nach 62 Jahren muss das Traditionskino in der Stadt Salzburg zusperren.

Salzburg. Kamen in den goldenen Leinwandzeiten noch bis zu einer halben Million Besucher im Jahr, verkaufte das Elmo-Kino in der St.-Julien-Straße im Jahr 2011 nur noch 30.000 Tickets. "Das ist zu wenig zum Überleben. Bei Schönwetter hatten wir zuletzt oft nur 30 Besucher am Tag", erklärte Kinobesitzer Ferdinand Morawetz am Montag in einem Pressegespräch und übte dabei auch Kritik an der Stadt Salzburg.

Zumindest Widerstand gegen das Zusperren kann man dem 63-jährigen Betreiber nicht absprechen: Erst vor kurzem wurden noch zwei Säle mit moderner Digitaltechnik ausgestattet, Sitzreihen entfernt, um mehr Beinfreiheit zu ermöglichen, das Cafe im Erdgeschoß des Gebäudes übernommen und renoviert. Eine Zeit lang wurden türkische Filme im Original gezeigt, um neue Kundenschichten anzusprechen und Opern in die Kinosäle übertragen.

Konkurrenz Großkinos

Doch der Erfolg blieb aus, auch weil das Umfeld für das private Kino ein schwieriges war: Konkurrenz durch die beiden Großkinos in der Stadt, zu wenig Parkplätze in unmittelbarer Nähe, der Trend, Filme illegal aus dem Internet downzuloaden, der Zwang auf teure digitale Technik umzurüsten. "Der Hauptgrund für das Zusperren ist aber die Situation mit dem Bürgermeister", ärgerte sich Morawetz. "Die Stadt hilft uns nicht. Kino hat hier nicht den Stellenwert wie etwa in Wien."

Besonders sauer stößt dem Unternehmer auf, dass das von der Stadt mitsubventionierte Filmkulturzentrum "Das Kino" schon länger einen neuen Standort sucht. Das Elmo würde sich als idealer Ausweichstandort anbieten. "Aber man hat einfach einen Gesprächstermin verstreichen lassen. Dabei würde ich weniger Miete verlangen, als die Stadt am alten Standort zahlt."

Keine Subventionen für privaten Betrieb

"Das Kino"-Geschäftsführer Michael Bilic wies die Kritik auf APA-Anfrage jedoch zurück. "Es hat am 5. Juni sehr wohl ein Gespräch mit Herrn Morawetz gegeben. Er hat uns das Elmo-Kino als Spielstätte angeboten, der Bürgermeister hat mich ersucht zu prüfen, ob das infrage kommt. Ich habe Herrn Morawetz gebeten, schriftlich etwas für unser Vorstandsmitglieder vorzubereiten. Bislang ist aber nichts eingelangt." Bilic betonte, sich das Elmo-Kino sicher noch ansehen zu wollen. "Ich glaube aber nicht, dass der Standort der attraktivste ist. Wir würden gerne in der Altstadt bleiben." Eine Umfrage unter den "Das Kino"-Besuchern habe gezeigt, dass 30 Prozent einen Wechsel hinaus aus der Altstadt nicht gutheißen würden. "Da bleiben wir lieber am alten Standort."

Bürgermeister Heinz Schaden (S) schloss im APA-Gespräch Subventionen für das Elmo aus: "Das Umfeld für Kinobetreiber ist schwierig. Aber es ist undenkbar, dass die Stadt einem privaten Betrieb Geld zuschießt. Wenn das Kino nicht läuft, kann die Stadt nichts dafür", betonte Schaden.

Das Elmo wurde 1947 von den Eltern Morawetz' im Turnsaal einer Volksschule gegründet. Der Name stammt von den Anfangsbuchstaben der Mutter, Elisabeth Morawetz. 1950 übersiedelte das Kino an den heutigen Standort. Ursprünglich gab es nur einen Saal, 1972 folgte ein zweiter, in den 80er Jahren dann drei weitere Säle. Noch im Mai hatte Morawetz - übrigens langjähriger Geschäftsführer von Walt Disney Österreich - angedacht, das Elmo zu einem Großkino umzubauen.

Warten auf ein Wunder

Was mit dem Haus jetzt passiert, ist noch unklar: "Ich werde morgen sicher nicht die Sessel rausreißen. Vielleicht passiert noch ein Wunder und wir sperren wieder auf. Wenn ich die Entscheidung hätte, das Gebäude um Millionen zu verkaufen oder das Haus als Kino vernünftig weiterzuführen, würde ich mich für das Kino entscheiden. Wenn ein Sohn zusperren muss, was seine Eltern aufgebaut haben, ist das schlimm."

(APA)

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