Diesmal nicht „zu höflich“: Obama schlägt zurück

Obama gewinnt zweites TVDuell
Obama gewinnt zweites TVDuell(c) AP (David Goldman)
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In der zweiten TV-Debatte lieferten sich US-Präsident Obama und sein Herausforderer Romney einen heftigen Schlagabtausch. Der Republikaner distanzierte sich von George W. Bush.

Er stand unter Erfolgszwang: Die erste TV-Debatte gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney hatte US-Präsident Barack Obama klar verloren, was er letztlich sogar selbst zugab. Er sei "zu höflich" gewesen, beim nächsten Mal werde man "mehr Aktivität sehen". Und Obama hielt Wort: Er begegnete seinem Konkurrenten bei der zweiten Debatte am Dienstagabend angriffiger, sprach schneller und lauter, hielt seinen Blick nicht mehr gesenkt. Aber auch Romney zeigte sich offensiv. Immer wieder fielen sich die Kontrahenten im Lauf der Debatte ins Wort, beschuldigten sich, die Unwahrheit zu sagen, zeigten mit dem Finger aufeinander.

Entgegen kam ihnen dabei auch das Format der zweiten Konfrontation: Bei der so genannten Town-Hall-Debate in Hempstead waren 82 vom Meinungsforschungsinstitut Gallup ausgesuchte unentschlossene Wähler geladen, die Fragen zu stellen. Obama und Romney standen nicht an Rednerpults, sondern konnten sich für ihre Antworten frei im Raum bewegen und sich direkt an das Publikum wenden. Beide gelten nicht unbedingt als volksnah, aber Obama gelang es besser, Sympathie für die Fragesteller zu zeigen. Er sprach sie beim Namen an, suchte Augenkontakt, bezog sich immer wieder auf seine eigene Familie.

"Ich denke, Sie wissen es besser"

Gegenüber Romney war Obama diesmal nicht „zu höflich“: Er porträtierte den Republikaner als Kämpfer für die Superreichen, der weniger Steuern zahlt als der Durchschnittsamerikaner und in Firmen investiert, die Arbeitsplätze nach China verlagern.

Romney wiederum hatte seine stärksten Momente, wenn er den Finger auf die gebrochenen Versprechen Obamas legte. „Ich denke, Sie wissen es besser“, sagte er zu einem enttäuschten Obama-Wähler von 2008, nachdem der Präsident diesem seine Erfolge angepriesen hatte. Der Präsident sei ein guter Redner, so Romney, aber die Wirtschaft des Landes stehe schlecht da, die Arbeitslosigkeit habe sich nicht verringert, das Defizit habe sich „verdoppelt“.

Zu ihren eigenen Plänen blieben die Kandidaten großteils vage. Beide versprachen wiederholt, den Mittelstand zu stärken. Und auch den Lieblings-Feind im Ausland teilen sie offenbar: Sowohl der Demokrat als auch der Republikaner versprachen ein hartes Vorgehen gegen China bei Handelsstreitigkeiten.

"Ich bin es, der die Särge empfängt"

Obama betonte, er habe fünf Millionen Arbeitsplätze geschaffen und weitere würden folgen. Manche seiner Wahlversprechen von 2008 werde er erst in einer zweiten Amtszeit einlösen können. Romney will das Land mit seinen Erfahrungen aus der Privatwirtschaft wieder auf Vordermann bringen:  „Ich habe 25 Jahre Unternehmen mit ausgeglichenen Budget geleitet“. Romney wolle Ausgaben erhöhen und Steuern senken und gleichzeitig das Defizit verringern, konterte Obama: „Wie soll das gehen? Das erklärt er nie“. Und er warnte die Zuseher: „Sie werden dafür bezahlen“.

Punkten konnte Obama auch, als die Sprache auf die Ermordung des US-Botschafters im libyschen Bengasi kam. Romney warf Obamas Regierung vor, zunächst verschleiert zu haben, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt habe ."Die Andeutung, dass jemand in meinem Team irreführend gehandelt hat, als wir vier der Unseren verloren haben, ist beleidigend", konterte der Präsident – und ließ sich von Moderatorin Candy Crowley bestätigen, dass er schon am Tag nach den Anschlägen von Terror gesprochen habe. Außerdem dürfe man aus einem derart tragischen Vorfall kein politisches Kapital schlagen, rügte er Romney. Seiner Verantwortung sei er sich sehr wohl bewusst: „Ich bin es, der die Särge empfängt, wenn sie heimkommen“.

Ein überraschendes Moment bot die Debatte, als Romney nach den Unterschieden zu Ex-Präsident George W. Bush gefragt wurde. Anstatt die Politik seines Parteifreundes zu verteidigen, betonte Romney: „Wir sind verschiedene Menschen und leben in verschiedenen Zeiten“. Bush sei beim Handel nicht hart gegen China vorgegangen, habe keinen ausgeglichenen Haushalt erreicht und zu sehr auf Großunternehmen gesetzt, statt auf Klein- und Mittelbetriebe.

Rennen um Präsidentschaft bleibt spannend

In seinem Schlussstatement ritt Obama dann noch eine Attacke, auf die die Demokraten schon bei der ersten Debatte sehnsüchtig gewartet hatten: Er griff die Aussage Romneys auf, dass 47 Prozent der Amerikaner sich finanziell auf den Staat verlassen und keine Einkommenssteuer zahlen würden: „Ich glaube, dass Romney ein guter Mensch ist“, begann Obama. „Aber wenn er hinter verschlossenen Türen sagt, dass 47 Prozent keine persönliche Verantwortung tragen, spricht er von Menschen, die ihr ganzes Leben hart gearbeitet haben, von Veteranen und Studenten, von Menschen, die nicht genug verdienen um Einkommenssteuer zu bezahlen“.  

In einer Blitzumfrage des Senders CNN nach der Debatte sahen 46 Prozent der Zuseher Obama als Sieger, 39 stimmten für Romney. Der Unterschied liegt aber innerhalb der Schwankungsbreite der Befragung. 73 Prozent erklärten, Obama habe sich besser verkauft als erwartet, 37 Prozent sagten dasselbe über Romney.  Beim Auftakt vor zwei Wochen hatten noch 67 Prozent der befragten Wähler Romney als Sieger gesehen. Fest steht: Der heftige Schlagabtausch hat dem Wahlkampf wieder neues Leben eingehaucht, das Rennen um die Präsidentschaft bleibt spannend.

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