Bundesheer: Wofür die Truppe stimmen wird

Bundesheer: Wofür die Truppe stimmen wird
Bundesheer: Wofür die Truppe stimmen wird(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Abseits von ÖVP und SPÖ – die meisten Soldaten sind für den Erhalt der Wehrpflicht. Wenn man schon ein Berufsheer möchte, müsste die Werbung verbessert werden, um Freiwillige zu rekrutieren.

Wien/Prishtina. Für Michael Spindelegger (ÖVP) ist er „megacool“, für Norbert Darabos (SPÖ) „megasinnlos“: der Grundwehrdienst. Bis zum 20. Jänner haben die Parteien noch Zeit, die Bevölkerung von ihrer Idee für das Bundesheer zu überzeugen. Politisches Hickhack gibt es genug – doch was denken die eigentlich Betroffenen darüber?

Im kosovarischen Camp „Film City“ ist der Großteil der österreichischen Soldaten im KFOR-Einsatz untergebracht. Äußern wollen sie sich zur Debatte allerdings nur, wenn man ihnen verspricht, ihren Namen nicht zu nennen. Der erste Milizsoldat in Prishtina, im „wahren Leben“ Verpackungstechniker, ist für die Wehrpflicht: „Nur so sieht man, was das Heer leisten kann und bleibt vielleicht dabei.“ Ein Berufsheer sei nur umsetzbar, wenn man die Menschen mit einem sehr hohen Gehalt locke. Auch sein Kollege, ein gelernter Kaufmann, ist für den Grundwehrdienst. Sein Argument: So würden die jungen Leute Disziplin lernen. Ob es wirklich Aufgabe des Staates sei, die Erziehung junger Männer zu übernehmen? „Na ja, es ist wenigstens gut, wenn hier nicht immer die Mama hinterherputzt.“ Die Volksbefragung begrüße er aber: „So kommt es wenigstens zu einer Entscheidung.“

„Verpflichtung nicht richtig“

Doch trotz aller Begeisterung für den Grundwehrdienst: Fragt man die Soldaten, ob Rekruten im Kosovo brauchbar wären, erntet man nur Gelächter. Hier würden dann doch nur Profis benötigt. Und: Wenn man schon ein Berufsheer möchte, müsste die Werbung verbessert werden, um Freiwillige zu rekrutieren.

Eine Berufsheer-Befürworterin findet man schließlich doch: „Gender Advisor“ Elisabeth Schleicher: „In der heutigen Zeit ist eine Verpflichtung nicht richtig“, meint sie. Das merke man bei Rekruten, die extrem demotiviert seien.

Damit setzt sie sich von der Meinung ihrer männlichen Kollegen deutlich ab – auch jenen im Inlandseinsatz. So wie Stephan Lackner, der kurz vor Abschluss des Bachelor-Studiums „Militärische Führung“ in Wiener Neustadt steht: Er ist für die Beibehaltung der Wehrpflicht – denn ohne Grundwehrdienst wäre er nie zum Heer gegangen. Außerdem dürfe das Bundesheer kein Inselstaat werden, sondern müsse sich selbst als Teil der Gesellschaft sehen.

Ob Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht oder Einführung eines Berufsheeres: Brigadier Karl Pichlkastner, Studiengangsleiter des Bachelorlehrgangs, hofft vor allem auf eines: „Dass es irgendein klares Ergebnis gibt und dass das Heer danach gesundet.“ In Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion gebe es vor allem Unsicherheit. Denn die zwei Fragen, über die im Jänner abgestimmt werden soll, würden mehr Fragen aufwerfen als beantworten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2012)

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