20 Millionen Euro für das Projekt Rio 2016

Der Olympia-Flop von London soll sich nicht mehr wiederholen. Sportminister Norbert Darabos fördert individuell und gezielt 70 Athleten.

Die hohen Militärs werden sich vielleicht wundern, dass Norbert Darabos durchaus erfinderisch sein kann, wenn es darum geht, ein paar Millionen für den Sport aufzutreiben. Der Sportminister hat jedenfalls auf das Olympia-Desaster von London reagiert, am Freitag im „Haus des Sports“ das Projekt Rio 2016 vorgestellt. Für diese Olympiade werden immerhin 20 Millionen Euro, also fünf Millionen pro Jahr, zu Verfügung gestellt. Diese Mittel sollen ganz gezielt für Individualförderung, für Technologie und Forschung sowie für Infrastrukturmaßnahmen bereitgestellt werden.

„Wir wollen eine deutliche Leistungssteigerung in Richtung Rio 2016 gewährleisten“, sagt Darabos. „Am Geld soll es nicht scheitern. Bei diesem Individualprojekt wird die erfolgreiche Zelle, also Aktiver und Trainer, im Mittelpunkt stehen.“ Zunächst müssen Gespräche mit den Fachverbänden geführt werden, auf Wunsch des Sportministers soll auch das Olympische Comitee (ÖOC) miteinbezogen werden. Bis Ende Dezember, so der Zeitplan, werden ein Elitekader („realistische Medaillenchance“) und ein Hoffnungskader („Chance auf eine Top-10-Platzierung“) erstellt.

Der Förderkader, über dessen Zusammensetzung wie bei der Spitzensportförderung im Team Rot-Weiß-Rot ein fünfköpfiges Gremium unter Vorsitz von Hans Holdhaus entscheidet, soll insgesamt 70 Athleten umfassen. Unter ihnen werden sich 20 bis 30 Aktive mit Behinderung mit Blickrichtung Paralympics 2016 befinden.

Die Vorausscheidung treffen also die Verbände, dort werden mit Sicherheit die ersten Fehler passieren. Aber das passiert auch unter der direkten Regie des Sportministers, über einige Heeressportler ließe sich jedenfalls länger diskutieren. Und ohne Hans Holdhaus geht in dieser Republik im Sport offenbar gar nichts mehr. Wie gut, dass sich Sportler auch auf direkten Weg beim Sportministerium melden können – für den Fall, dass sie vom eigenen Verband übersehen werden. Auch Dinko Jukic, derzeit gesperrt, steht dieser Weg offen, um ein Kandidat zu werden.

Hans Holdhaus ist jedenfalls begeistert vom Darabos-Projekt. Das Budget für Rio 2016 kommt aus der Allgemeinen Sportförderung. Einige Projekte laufen da aus, die Mittel, die frei werden, werden für Olympia 2016 genützt. Die nötige Strukturänderung des österreichischen Sports wird frühestens bei Olympia 2020 greifen. Bis dahin heißt es durchtauchen und auf athletische Wunder hoffen.


wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2012)

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