Mikl-Leitner will "Zivildienst für Frauen öffnen"

(c) Clemens Fabry
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Frauen sollen den Zivildienst freiwillig ableisten können, sagt die Innenministerin. Details will sie erst nach der Volksbefragung diskutieren. Der ÖGB nennt den Vorschlag "absurd".

VP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hat sich erneut dafür ausgesprochen, den Zivildienst auch für Frauen öffnen. "Es gibt hier eine sehr hohe Nachfrage und dieser Nachfrage werden wir nachkommen", sagte die Ministerin am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal". Allerdings soll der Zivildienst für Frauen nur freiwillig und nicht verpflichtend sein.

Details blieb die Ministerin aber schuldig. Nur so viel: "Am 21. werde ich dann einladen - sollte die Bevölkerung pro Wehrpflicht und pro Zivildienst stimmen - zu einem runden Tisch, und das Thema Öffnung des Zivildienstes für Frauen auch umfassend diskutieren."

ÖGB-Präsident Erich Foglar nannte Mikl-Leitners Vorschlag "absurd". Frauen würden ohnehin schon den größten Teil der sozialen Arbeit in den Familien leisten, was ihnen durch längere Phasen von Teilzeit Einkommens-Einbußen und geringere Pensionen bringe. "Knapp 300 Euro Zivildienst-Taschengeld im Gegensatz zu 1400 Euro laut Modell des Sozialministeriums - das ist für den ÖGB keine Alternative", sagte der SPÖ-Politiker.

--> Interaktive Grafik: Österreichs Bundesheer

Zahl der Zivildiener steigt weiter

Unterdessen belegen neue Zahlen den weiterhin steigenden Zulauf zum Zivildienst. Im Vorjahr haben 14.963 junge Männer eine Zivildiensterklärung abgegeben - so viele wie nie zuvor, teilte Mikl-Leitner mit.

Der März war dabei im Vorjahr der Rekordmonat seit Bestehen des Zivildienstes, so die Ministerin: Da verrichteten über 10.800 Zivildiener österreichweit ihren Dienst. Auf Seite der Trägerorganisationen wuchs 2012 im Vergleich zum vorhergehenden Jahr die Nachfrage nach Zivildienern auf etwa 14.600, was einem Anstieg von etwa 600 Zivildienern entspricht. Der Bedarf wurde laut Innenministerium zu 95 Prozent gedeckt.

Für Mikl-Leitner belegen die Zahlen "schwarz auf weiß die ungebrochene Nachfrage nach dem Zivildienst in Österreich". Der Zivildienst sei für das Ehrenamt unentbehrlich, blieben doch sieben von zehn Zivildienern den Blaulichtorganisationen auch später erhalten.

Darabos: "System ad absurdum geführt"

SP-Verteidigungsminister Norbert Darabos interpretiert die steigenden Zivildiener-Zahlen dagegen als Argument gegen die Wehrpflicht. Das System führe sich ad absurdum, meinte sein am Mittwoch. Denn schon in wenigen Jahren werde der reale Zweck der Wehrpflicht nur noch sein, den Zivildienst aufrecht zu erhalten.

In Wien liege die Anzahl der Zivildiener im Verhältnis zu den Grundwehrdienern bereits jetzt bei über 50 Prozent. Ab 2016 werde das österreichweit so sein - dann gebe es mehr Wehrersatzdiener als Wehrdiener. In Spanien habe man angesichts solcher Zahlen die Wehrpflicht abgeschafft.

Wehrpflicht-Befragung

Die Regierung lässt die Bevölkerung am 20. Jänner über die Zukunft des Bundesheeres befragen. Rechtlich ist das Ergebnis nicht bindend, die Koalition hat aber versprochen, es umzusetzen. Die SPÖ tritt für ein Berufsheer und ein freiwilliges Sozialjahr ein, die ÖVP für die Beibehaltung von Wehrpflicht und Zivildienst.

(APA/Red.)

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Kommentare

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