Frauen, ab zum Zwangsdienst!

Die ÖVP will Frauen beim Zivildienst. Aber nur freiwillig. Das ist inkonsequent.

Für einen kurzen Moment sah es so aus, als könne Norbert Darabos die wohl bereits verlorene Volksbefragung doch noch für sich entscheiden. In jenem Moment nämlich, in dem die ÖVP ankündigte, künftig auch die Frauen mit der Verrichtung eines Zivildienstes zu beglücken. Wer weiß, wie viele junge Frauen mit der Aussicht darauf, bald selbst zum Zwangsdienst eingeteilt zu werden, doch plötzlich Gefallen an einem Profiheer fänden?

Doch Entwarnung. Frauen sollen natürlich nur „freiwillig“ zum Zivildienst. Für eine Partei, die sich so gut darin gefällt, Zwang auf die jungen Menschen auszuüben, ist das überraschend inkonsequent. Jedes einzelne Argument, das die Volkspartei für die Wehrpflicht anführt, ließe sich bestens auf die weibliche Hälfte der Gesellschaft umlegen.

Versetzen wir uns in die Gedankenwelt der ÖVP: Junge Menschen sollen dem Staat etwas zurückgeben. Sie sollen die Kosten für Landesverteidigung und Pflege gering halten. Sie sollen im Katastrophenfall helfen. Und – das Lieblingsargument der älteren Generation – „geschadet“ habe so ein bisschen Disziplin auch noch keinem. Perfekt. Keiner dieser Gründe weist geschlechtsspezifische Einschränkungen auf. Unter diesen Umständen sollte man besser früher als später mit einer Zwangsrekrutierung von Frauen beginnen.

In der Gedankenwelt der ÖVP, wohlgemerkt. Aber egal: Vielleicht muss sich eine Partei, die die Bürger für zu unmündig hält, um ihnen vor der Abstimmung ein echtes Konzept vorzulegen, ja gar nicht so viele Gedanken machen.

christoph.schwarz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2013)

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