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Konfuzius hilft im Büroalltag

Konfuzius lebte von 551 bis 479 vor Christus in der chinesischen Provinz Shandong.
Konfuzius lebte von 551 bis 479 vor Christus in der chinesischen Provinz Shandong.Album / Prisma
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Die Weisheiten des Konfuzius wurden von seinen Nachfolgern als Schullektüre niedergeschrieben. Hans van Ess hat die seit 2500 Jahren einflussreichen Texte nun neu aus dem Chinesischen übersetzt. 

Wissenschaftliche Übersetzungen der „Gespräche des Konfuzius“ gibt es in Europa seit dem frühesten 19. Jahrhundert. Die seit damals vorgenommenen Neuübertragungen ins Deutsche sind schon lange nicht mehr an einer Hand abzuzählen – warum also nun noch ein 800-Seiten-Exemplar davon bei C. H. Beck? Argumente dafür bringt der Übersetzer Hans van Ess gleich zu Beginn des Buches: Was er unter dem Titel „Konfuzius Gespräche“ vorlegt, sei nicht nur von wissenschaftlichem Mindestanspruch und/oder eine Neuübersetzung nach seiner linguistischen Interpretation und Geschmack, sondern liefere tatsächlich neue, tiefer gehende Erkenntnisse.

Die Weisheiten des Konfuzius haben sich in der westlichen Welt mittlerweile so weit verselbstständigt, dass man wohl auch eine Sammlung dessen herausgeben könnte, was der Meister alles in Wahrheit nicht gesagt hat. Kong Qiu lebte vom 6. bis zum 5. Jahrhundert vor Christus in der heutigen chinesischen Provinz Shandong (damals der Staat Lu). Die Familie seines Vaters gehörte zum Adel des Staates Song, lebte aber in der Fremde, und sein Vater starb bald nach Kong Qius Geburt – Kong Qiu war also Halbwaise und gewissermaßen Flüchtlingskind. Die Herrschaftsverhältnisse wechselten oft schnell und unvorhersehbar, es gab politische Ränkespiele, lokale Umstürze, kriegerische Handlungen. Trotzdem war er in Lu mit der herrschenden Klasse vernetzt und hatte sowohl die Möglichkeit, in höhere Beamtenränge aufzusteigen, als auch, sich durch Tugend und kluge Aussagen so hervorzutun, dass ihm andere Würdenträger ihre Söhne als Schüler anvertrauten. Ungeachtet mehrmaliger Aufenthalte im Exil und teilweiser erzwungener Heimatlosigkeit trat Kong Qiu immer wieder in den Staatsdienst ein oder nahm zumindest Beraterrollen an, oft auch indirekt durch seine Schüler. Von Frauen hat er allgemein wohl nicht viel gehalten.

Wenn der Meister spricht

Er selbst hat keine Schriften hinterlassen, die einzelnen „Gespräche“ wurden von seinen Nachfolgern aufgezeichnet und erst später in die heute bekannte Sammlung gebracht, ähnlich wie bei den Sokratischen Dialogen. Während es sich bei ebendiesen um eine Methode des philosophischen Denkens handelt, wartet Konfuzius hingegen mit geradezu handfesten Ratschlägen auf, für die er oft keinen Gesprächspartner benötigt. So heißt es zum Beispiel an einer Stelle schlicht: Der Meister sprach: „Wenn du nicht die entsprechende Stellung hast, dann mache auch keine Pläne für die damit verbundenen Aufgaben.“ Das könnte auch halb ironisch an einem Arbeitsplatz irgendwo in einem Großraumbüro hängen.

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