Interview

Alex Kristan: „Ich war ein Saugfrast zum Quadrat“

Alex Kristan: „Aus psychohygienischen Gründen möchte ich mich nicht in der Tiefe mit Politik befassen.“
Alex Kristan: „Aus psychohygienischen Gründen möchte ich mich nicht in der Tiefe mit Politik befassen.“ Clemens Fabry
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„Weniger ist mehr“, sagt Alex Kristan. Darum will er nur rund hundertmal im Jahr auf der Bühne stehen, selbst wenn ihn sein Publikum gern viel öfter sehen würde. Aber omnipräsent will der Kabarettist nicht sein und »der Reichste am Friedhof« schon gar nicht. Lieber verbringt er so viel Zeit wie möglich mit seiner Frau, seiner Tochter und seiner Mama.

Ohne die Insolvenz Ihres früheren Arbeitgebers, einer deutschen Medienagentur, im Jahr 2001 wären Sie heute nicht hauptberuflich Künstler. Kann man das so sagen?

Alex Kristan: Das kann man so sagen. Diese Insolvenz war für mich beides: eine Zäsur und eine Initialzündung. Ich habe mich damals gegen ein neues Anstellungsverhältnis und für die Selbstständigkeit entschieden.

Wissend, dass es nicht ganz leicht ist, von der Kunst zu leben?

Das war mir bewusst. Kunst ist immer ein Risiko. Aber das bin ich eingegangen, weil ich mir später nie vorwerfen wollte, es nicht wenigstens einmal probiert zu haben. Ich war ja damals schon 31 Jahre alt. Von den Leuten um mich herum habe ich immer gehört, wenn ich Stimmen imitiert habe: „Alex, das ist deines. Du bist so lustig, du gehörst auf die Bühne.“ Nur bis dahin war das für mich nie eine Option. „Düringer, Hader, Dorfer – die können das machen, aber doch nicht ich“, hab ich mir immer gedacht. Aber dann hab ich mir gesagt: „Ich versuche es für ein Jahr. Wenn ich das verdiene, was ich als Angestellter verdient habe, ist alles gut. Wenn nicht, such ich mir einen neuen Job.“

Das war offensichtlich nicht notwendig.

Nein, es ist sofort gut gelaufen, obwohl wir einen unorthodoxen Weg gegangen sind und uns an die gängigen Dogmen, die es da so gibt, nie gehalten haben. Meine Agentin hat mich am Anfang gefragt: „Was ist dein Anspruch? Willst du davon leben können oder willst du die Benchmark sein?“ „Am besten beides“, hab ich gesagt. Natürlich wollte ich Kohle verdienen und größtmöglichen Erfolg haben. Gleichzeitig war mir immer klar, dass weniger mehr ist. Darum habe ich sehr darauf geachtet, nicht zu viel zu spielen, um nicht den Spaß daran zu verlieren. Es war nie mein Ziel, 200 Shows im Jahr zu spielen und dafür der Reichste am Friedhof zu werden.

Verständlich. Wobei, wenn man beginnt, ist man doch froh, wenn die Nachfrage groß ist. Fällt es da nicht schwer, Nein zu sagen?

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