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Fußball-Investigativjournalist David Conn: „Die Polizei hat gelogen“

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Fußball-Investigativjournalismus. Der Brite David Conn deckte Missstände um die Hillsborough-Katastrophe auf. Die Fifa und Investments von Katar und Abu Dhabi verfolgt er extrem kritisch.

Die Presse: Sie kritisieren seit Jahren den Weltverband Fifa, haben dazu das viel beachtete Buch „The Fall of the House of Fifa“ geschrieben, auf die sich inhaltlich auch die Netflix-Serie „Fifa Uncovered“ bezieht. Wie ist es aktuell um die Fußballwelt bestellt?

David Conn: Die Fifa hatte über viele Jahre große und gut dokumentierte Probleme unter der früheren Leitung, und diese führten 2015 zu Festnahmen und Anklagen für hohe Manager. Viele Journalisten haben jahrelang darauf hingewiesen, dass einiges nicht passt, Sepp Blatter und die Fifa haben es aber bestritten. Daher war es ein großer Fortschritt, dass alle korrupten Machenschaften untersucht wurden. Blatter meinte folglich, das wären keine Fifa-Skandale, sondern Probleme in Verbänden wie in Süd-, Mittel- und Nordamerika oder in der Karibik. So stimmt es aber nicht, denn einer der großen Skandale überhaupt war die WM-Vergabe an Katar. Seit 2015 aber gab es enorme Reformen, das muss man anerkennen. Wir sorgen uns noch immer, wie mit dem Sport umgegangen wird, aber im Fall der Fifa ist viel geschehen.

Die Erlöse der fünf europäischen Topligen sind mit 17,2 Milliarden Euro auf einem neuen Rekordwert angelangt, laut „Annual Review of Football Finance“. Ist das gut oder schlecht?

Dass es immer mehr Geld wird, ist für mich nicht überraschend. Obwohl ich immer einiges am Profifußball kritisierte, gehörte ich nie zu denen, die meinten, das Ganze sei eine Blase, die platzen wird. Fußball ist weltweit so populär, so viele lieben diesen Sport, die junge Generation ist mindestens so verrückt danach, wie wir es waren. Das bedeutet: Es ist „Prime-Media-Content“. Fußball ist speziell seit den 1990ern wichtig für Medienunternehmen, um Abo- und Zuschauerzahlen zu steigern. Internet und Social Media heben das Ganze noch einmal. Aber offen gesagt: Das viele Geld sollte kein Problem sein, das sollte das Beste sein, was passieren kann.

Wie meinen Sie das?

Die Katastrophen, die es in den 1980ern in Stadien gab, resultierten auch daraus, dass es an Geld für Sicherheit gefehlt hat. Das ist heute nicht mehr so. Dieser Sport sollte mit den ganzen Milliarden so gesund dastehen. Das Problem ist eher – und das habe ich oft geschrieben –, dass die Verantwortlichen, die Regeln bestimmen und den Sport regulieren, dies nicht so handhaben, dass für den Sport, Spieler und Zuseher auch das Optimum herauskommt. Sie haben hingegen, vor allem in England, zugelassen, dass Sport ein Investment geworden ist, für diejenigen, die vor allem für sich selbst so viel Geld wie möglich machen wollen.

Was sagen Sie dann zu der Situation von Manchester City? Der aktuelle Champions-League-Sieger hat einen Scheich als Eigentümer, angeblich zig Finanzvergehen begangen, es laufen ja unzählige Verfahren dazu.

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