175 Jahre „Die Presse“

Wie denken Liberale?

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Freiheit. Selbst Karl Marx hoffte 1848 auf sie. Aber wofür stehen Liberale eigentlich? Eine Ideengeschichte.

Auch Karl Marx beobachtete die Ereignisse von 1848 genau. Und er beobachtete sie voller Hoffnung. Denn auch wenn die Revolution von liberalen, bürgerlich-demokratischen und – besonders im deutschsprachigen Raum – auch nationalen Erhebungen getragen wurde: Ein allgemeines Wahlrecht könnte, so die Überzeugung von Marx, Sozialismus vielleicht auch ohne den Einsatz von Gewalt ermöglichen. Doch brachten die Unruhen Mitte des 19. Jahrhunderts kein allgemeines Wahlrecht. Sie wurden niedergeschlagen, und was folgte, war eine Reaktionsära, in der Menschen mit liberaler, sozialistischer oder demokratischer Gesinnung verfolgt wurden. Marx war frustriert.

Dass der liberale Widerstand gegen die Aristokratie just im Jahr 1848 eruptierte, hat mehrere Gründe. Mit eine Rolle spielten freilich auch die unmittelbar vorausgegangenen Krisenjahre, die Menschen waren unzufrieden. Auch und vor allem die Ärmsten, die deshalb die Causa des Bürgertums vielfach unterstützten.

Angerichtet war die Revolution schon länger. Das liberale Denken hatte bereits im späten 18. Jahrhundert intellektuelle Höhepunkte erreicht, unter anderem mit Denkern wie dem Aufklärer John Locke oder dem Urvater der Ökonomie, Adam Smith. Es war auch angesichts der Industrialisierung, die größeren Wohlstand schuf, nur eine Frage der Zeit, bis das Bürgertum nach mehr Teilhabe schrie.

Das Scheitern der Revolution konnte übrigens nicht verhindern, dass das Bürgertum fortan ein bestimmender wirtschaftlicher und politischer Faktor wurde. Genauso begann mit dem Geburtsjahr dieser Zeitung in Österreich ein Prozess der Verfassungsgebung. Wobei es dauerte, bis auch demokratische Zugeständnisse bzw. Grundrechte in die österreichische Verfassung Eingang fanden.

Vertrag mit den Herrschern

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