Wenn der Wald durchs Fenster schaut: Kreativ- und Bewegungsebene als künstliche Landschaft.
Architektur und Design

Sanieren unter allen Umständen? Dann gäbe es diese Schule nicht!

Das Wienerwaldgymnasium in Tullnerbach bietet die perfekte Musilsche Kombination von Seele und Genauigkeit. Doch heute würde es so wohl nicht mehr errichtet: Aus ökologischer Sicht hätte man den alten Stahlbetonbau an seiner Stelle erweitern und thermisch sanieren müssen.

Wenn von Innovation im Bauwesen gesprochen wird, ist in der Regel technische Innovation gemeint: Materialien mit immer höherer Leistungsfähigkeit und in immer größeren Formaten; neue Heizungs- und Kühlungssysteme mit Erdwärmesonden und Wärmepumpen, die möglichst CO2-neutral arbeiten; oder neue Lösungen für begrünte Fassaden, die das Mikroklima verbessern. Hinter solchen Innovationen stehen langjährige Forschung sowie industrielle Entwicklung. Der Beitrag der Baukunst – so wird oft behauptet – sei dagegen die blitzartige geniale Eingebung im konkreten Entwurf, die zwar jahrzehntelange Übung brauche, aber im Kern irrational bleibe.

Es gibt dieses intuitive Moment tatsächlich, doch in der Baukunst genauso einen systematischen Erkenntniszuwachs, der mit technischer Innovation durchaus vergleichbar ist. Die dazugehörige Methode wird oft als Typologie bezeichnet, als Auseinandersetzung mit typischen Lösungen für bestimmte Bauaufgaben wie Wohnbauten, Schulen, Theater etc., aber ebenfalls für formale Grundmuster wie Linear- und Zentraltypen. Wichtig ist, dass auf der Basis von Typologien Projekte entstehen können, die einander gar nicht ähnlich sehen: Typen sind abstrakte Muster, die sich an eine konkrete Situation anpassen und mit anderen Mustern kombinieren lassen. Typologische Innovation bedeutet, eine Grundidee systematisch von einem Projekt zum nächsten weiterzuentwickeln.

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