Mine für seltene Erden in Nancheng.  China produzierte sie zur Hälfte des US-Preises.
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Der Kampf um die seltenen Erden: Was für ein verflixter Schatz!

Ohne seltene Erden gibt es keinen ökologischen Wandel – doch ihr Abbau ruiniert ganze Landstriche. Bis vor Kurzem hat man ihn deshalb gern China überlassen. Jetzt ist ein Kampf um kritische Rohstoffe entstanden. Die EU droht ihn zu verlieren.

Europa steht derzeit vor unzähligen Herausforderungen. Eine jedoch ist den meisten Menschen nur schemenhaft bewusst: Um Netto-Null bei den Kohlenstoffemissionen zu erreichen und den ökologischen Wandel in der Energie- und Industriepolitik voranzutreiben, wird Europa Millionen Tonnen an Bodenschätzen benötigen, insbesondere aus der Gruppe der kritischen Rohstoffe (CRM). Dazu gehören Metalle wie Lithium, Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, aber auch jene 15 Elemente, die im Perioden­system als Gruppe der Lanthanoide zusammengefasst werden, sowie zwei verwandte Elemente, die man zusammen als Seltenerdmetalle bezeichnet. Ohne sie gibt es keine grüne Wende, kein Internet, keine medizinische Nanoforschung, keine modernen Waffen, im Grunde keine technischen Lösungen für unsere planetaren Probleme. Doch während sich China und die Vereinigten Staaten bereits intensiv um den langfristigen Zugang zu kritischen Rohstoffen bemühen, hinkt die EU hinterher.

Der Protektionismus der USA

Das gravierendste Problem betrifft die Versorgung mit Lithium, dem Schlüsselelement bei der Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge. Lithium ist weltweit reichlich vorhanden, sein Abbau allerdings ökologisch problematisch. Obwohl das Ausmaß der verursachten Schäden von der Art der Gewinnung (Gesteins- oder Wasservorkommen), dem Ort und der Art der Erstverarbeitung sowie dem rechtlichen Rahmen der Sekundärverarbeitung abhängt, ist der Prozess massiv umweltschädlich. Derzeit wird in Europa zwar Lithium in Batteriequalität verarbeitet, allerdings kontrolliert China 44 Prozent des weltweiten Angebots. Die europäischen Automobilhersteller rechnen damit, dass sie bis zum Jahr 2030 550.000 Tonnen verarbeitetes Lithium pro Jahr benötigen werden. Wenn wir nicht in der Lage sind, eine eigene zuverlässige Lieferkette aufzubauen, wird Europa fast vollständig von Importen aus China abhängig sein.

China wiederum ist derzeit damit beschäftigt, die Versorgung mit Rohlithium von den größten Produzenten in Afrika und Lateinamerika sicherzustellen. Dies verschafft den chinesischen Fahrzeugherstellern einen Vorteil gegenüber ihren europäischen Konkurrenten, den diese wahrscheinlich nicht überleben werden. Auch auf die USA kann sich die EU nicht verlassen. Der Inflation Reduction Act von Präsident Biden – dazu gehört beispielsweise die protektionistische Bestimmung, dass 80 Prozent der Rohstoffe in Waren in den USA verarbeitet werden müssen – wird es Herstellern von Hightech-Produkten in Europa erschweren, auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen.

»Was aber, wenn neben diesem ideologischen Kampf noch etwas anderes im Spiel ist? Die Ukraine ist eine Rohstoffsupermacht.«

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