Archäologie

Stoff aus der Vergangenheit

Bronzespirale mit Textilresten: Wahrscheinlich lag der Sack mit der Asche darauf.
Bronzespirale mit Textilresten: Wahrscheinlich lag der Sack mit der Asche darauf.NHM Wien, Andreas W. Rausch
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Im Zuge von Bauarbeiten am Salzberg in Hallstatt wurde ein neues Grab aus der frühen Eisenzeit entdeckt – und ungewöhnlich gut erhaltene Textilreste.

Der einstige Bergmeister der Saline, Johann Georg Ramsauer (1795–1874) leistete im Hallstätter Grä­berfeld bereits im 19. Jahrhundert wichtige Vorarbeiten. Damals wurden mehr als 1000, mit vielen Beigaben ausgestattete Gräber aus der Zeit von 800 bis 450 v. Chr. entdeckt und untersucht. Nun gibt es aktuelle Erkenntnisse zur alten Fundstelle. Denn der Bau eines Steinschlagschutzes für den Ort Hallstatt quert das eisenzeitliche Gräberfeld, das nahm ein Forschungsteam des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien zum Anlass, die Fundstätte erneut zu untersuchen.

Ein kleiner Sack mit Asche

Es fand dabei ein unversehrtes, bisher noch nicht bekanntes Grab mit allerlei Schätzen, die darauf hinweisen, dass hier wohl eine Frau beigesetzt wurde – etwa einen gerippten Armring aus Bronze und drei Spiralscheiben aus dünnem Bronzedraht über den Resten der verbrannten Knochen. Nähere Analysen stehen noch aus. Auch Tierknochenreste – vermutlich Speisebeigaben für das Jenseits –, ein Eisenblech, das von einem Gürtelbeschlag stammen könnte, sowie eine Bronzemesserklinge mit Resten eines Holzgriffs lagen darin, alles zerbrochen und verbogen. „Vielleicht hielt man es für angebracht, die Beigaben rituell zu zerstören, um sie als Beigaben für das Totenreich nutzen zu können, denn auch der Körper wurde durch das Verbrennen ja zerstört“, sagt der Archäologe Johann Rudorfer vom NHM. Die Besonderheit des Funds sind aber durch Mineralisierungsprozesse im Lauf der Zeit umgewandelte, doch erstaunlich gut erhaltene Textilreste, welche die Forschenden an der Unterseite der Spiralscheiben gefunden haben. Man habe jedes Stück einzeln aus dem dicht aneinandergehefteten Komplex gelöst, berichtet Rudorfer.

Dabei gelang der Nachweis für ein organisches Behältnis, in das der Leichenbrand, also verbrannte Knochen, eingefüllt war. Ein seltener Fund: „Meist finden wir nur ein Häufchen mit Knochenklein und etwas Asche, das aber so kompakt liegt, dass wir schon immer kleine Säcke aus Stoff oder Leder vermuten konnten. Nun wurde wohl auch dafür der Beweis erbracht“, erklärt Rudorfer.

Dass es aus der Zeit Ramsauers keine Berichte über Stoffreste gibt, rühre vermutlich daher, dass es damals quasi undenkbar war, dass sich so etwas überhaupt erhalten kann. Daher wurde dem wahrscheinlich keine Beachtung geschenkt. (gral)

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