Am Herd

Ich liebe die Hitze, aber ich hasse die Klimakrise

Ich habe gerade keine Zeit, ich bin im Vergnügungstaumel und unterwegs an die Alte Donau.
Ich habe gerade keine Zeit, ich bin im Vergnügungstaumel und unterwegs an die Alte Donau. Apa/ROLAND SCHLAGER
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Es ist heiß. Es ist heißer. Ich mag es, wenn es heiß ist. Dann schmeckt das Wasser so gut, da sind die Melonen so süß, da scheinen die Abende endlos. Wäre da nicht . . .

Wie schön, ich schnappe mir das Sommerkleid vom Bügel, juhu, ich trage wieder Flipflops, die mit den silbern glänzenden Lederriemen, einfach reingeschlüpft und raus aus der Tür, so leicht ist das im Sommer, so gedankenverloren. Die Jacke bleibt zu Hause, die Socken warten in der Truhe auf den Winter. Und ja, ich weiß, die armen Männer und ihre Pflicht zur langen Hose, aber Burschen, darum müsst ihr euch selber kümmern, ich habe gerade keine Zeit, ich bin im Vergnügungstaumel: unterwegs an die Alte Donau, da hüpfe ich von einem der Stege ins Wasser und singe: „In the summertime“.

Dann lasse ich mich am Rücken treiben, weil das Wasser so warm ist, dass man sich gar nicht bewegen muss, und die Wellen plätschern mir über den Bauch.

Dazwischen kommt der Regen

Ich mag die Hitze. Alles an ihr. Dass die Sonne so gelb ist. Der Schatten so flirrt. Dass die Melonen so süß sind. Die Sonnencreme riecht gut, die Tage sind lang und die Abende scheinen nie zu enden. Dazwischen kommt der Regen in dicken Tropfen und alles eilt. Ich laufe barfuß durch die Pfützen, weil sonst die Flipflops kaputtgehen. Und wenn ich dann einschlafe, bei offenem Fenster, höre ich unter mir die Kellner beim Abräumen mit den Gläsern klirren, die Leute plaudern und lachen, und ich fühle mich wie damals, als ich noch ganz, ganz klein war und meine Eltern Gäste hatten.

Manchmal schwitze ich, wenn ich in der Mittagshitze durch die Stadt radle. Aber das ist egal, denn ich trockne schnell in meinem Sommerkleid, und meine Haare schauen toll aus – als wäre ich am Meer. Manchmal wird mir in der Wohnung zu heiß. Dann drehe ich den Ventilator auf, aber das war in diesem Sommer erst ein einziges Mal der Fall. Immerhin: Gut zu wissen, dass es ihn gibt.

Der Bub in New York trägt wieder Atemschutzmaske

Es wäre der perfekte Juli. Ich könnte einfach glücklich sein, umhüllt von warmer Luft, aber das bin ich nicht. Die Kollegin aus New York ist zu Besuch in Wien und erzählt, dass sie ihrem Sohn auf dem Weg zur Schule eine Atemschutzmaske hat aufsetzen müssen: Die Waldbrände in Kanada, die Dunstglocke hing dick und gelb über der Stadt, und ihr Sohn fragte: „Hört das denn nie auf?“

Immer ist irgendetwas: eine Überschwemmung, eine Dürre, ein Rekord, viele Rekorde. 37 Grad, 44 Grad, der heißeste Tag, der nächste heißeste Tag, und wieder einer. Der Atlantik, Mexiko, Spanien, die Welt. Alles geht viel schneller als gedacht. Habe ich nicht geglaubt, wir hätten noch Zeit? Hat man uns nicht gesagt, das mit dem Wasser würde in Österreich nie zum Problem werden, also nie?

Ich frage mich, wie es den Alten gehen wird. Wie unseren Kindern. Und mir? Wann wird die Zeit kommen, da ich die Hitze fürchte?

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