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Expedition Europa: Einmal noch Transnistrien sehen

Tiraspol, Transnistriens Hauptstadt
Tiraspol, Transnistriens Hauptstadt Andrea Mancini/Getty Images
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Solange Transnistrien noch steht, wollte ich den hiesigen Brandy „Kvint“ kau­fen und mit dem Par­tyschiff auf dem Dnis­ter ­fahren. Die bei­den jungen Gren­zer waren begeistert und taten alles, um mir bei der Einreise zu helfen.

Transnistrien ist ein von Russen und zu einem Gutteil rus­sisch­spra­chi­gen Mol­dau­ern und Ukrainern besiedelter Landstreifen, der sich 1992 in ei­nem blu­tigen Krieg von Moldawien abgespalten hat. Russ­land un­ter­stützt das Gebilde mit Gra­tis­gas, Pen­sions­zu­schüs­sen und rus­si­schen „Frie­dens­trup­pen“, hat es aber im Un­ter­schied zu Ab­cha­si­en, Südossetien, Luhansk und Donezk nie an­er­kannt oder an­nek­tiert. Der Grund ist einfach: Zwischen Transnistrien und rus­sisch kont­rol­liertem Ge­biet liegen mehrere Hundert Ki­lo­me­ter der sehr wehr­haf­ten Ukraine.

Ich wollte Transnistrien noch einmal sehen, solange es noch steht. Nicht dass die moldawische Armee willens oder fähig erschiene, Trans­nis­t­ri­en zu­rück­zu­holen, die ukrainische Armee wüss­te sich aber mit den 20.000 Tonnen Sowjet­mu­ni­tion, die direkt an der uk­rai­ni­schen Grenze in Cobasna lagern, gewiss etwas anzufangen, und rus­sische Militärblogger schreien, dass Russland Transnistrien zu ver­lieren drohe. Der Telegram-Kanal „Ry­bar“ reg­te im Feb­ru­ar an, zur Rettung Transnistriens eine tak­ti­sche Atom­bombe auf die West­uk­rai­ne zu werfen.

„Wir Gren­zer haben nicht ein­mal Waffen!“

Am Montag wurde Oleg Horjan, der Chef der prorussischen Kom­mu­nis­ten Transnistriens, tot aufgefunden. Da die Lenin-Statuen stehen ge­blie­ben sind, wird Trans­nis­tri­en gern als Skansen des Kommunismus dar­ge­stellt, Horjans Kom­munisten sind aber in Opposition, und es herrscht Kapitalismus, jener der Firma „She­riff“. Transnistriens Isolation widerstrebt „Sheriffs“ globalen In­teressen, wohl deswegen senden die Firma und die Republik vor­sichtig ver­söhnliche Sig­na­le gen Moldawien und Europa.

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