Solange Transnistrien noch steht, wollte ich den hiesigen Brandy „Kvint“ kaufen und mit dem Partyschiff auf dem Dnister fahren. Die beiden jungen Grenzer waren begeistert und taten alles, um mir bei der Einreise zu helfen.
Transnistrien ist ein von Russen und zu einem Gutteil russischsprachigen Moldauern und Ukrainern besiedelter Landstreifen, der sich 1992 in einem blutigen Krieg von Moldawien abgespalten hat. Russland unterstützt das Gebilde mit Gratisgas, Pensionszuschüssen und russischen „Friedenstruppen“, hat es aber im Unterschied zu Abchasien, Südossetien, Luhansk und Donezk nie anerkannt oder annektiert. Der Grund ist einfach: Zwischen Transnistrien und russisch kontrolliertem Gebiet liegen mehrere Hundert Kilometer der sehr wehrhaften Ukraine.
Ich wollte Transnistrien noch einmal sehen, solange es noch steht. Nicht dass die moldawische Armee willens oder fähig erschiene, Transnistrien zurückzuholen, die ukrainische Armee wüsste sich aber mit den 20.000 Tonnen Sowjetmunition, die direkt an der ukrainischen Grenze in Cobasna lagern, gewiss etwas anzufangen, und russische Militärblogger schreien, dass Russland Transnistrien zu verlieren drohe. Der Telegram-Kanal „Rybar“ regte im Februar an, zur Rettung Transnistriens eine taktische Atombombe auf die Westukraine zu werfen.
„Wir Grenzer haben nicht einmal Waffen!“
Am Montag wurde Oleg Horjan, der Chef der prorussischen Kommunisten Transnistriens, tot aufgefunden. Da die Lenin-Statuen stehen geblieben sind, wird Transnistrien gern als Skansen des Kommunismus dargestellt, Horjans Kommunisten sind aber in Opposition, und es herrscht Kapitalismus, jener der Firma „Sheriff“. Transnistriens Isolation widerstrebt „Sheriffs“ globalen Interessen, wohl deswegen senden die Firma und die Republik vorsichtig versöhnliche Signale gen Moldawien und Europa.