Tourismus

Damit nicht alle direkt am See parken

APA/Barbara Gindl
  • Drucken

In vielen Gemeinden sind Besucherlenkungen sinnvoll. Digitale Möglichkeiten können so nachhaltige Mobilität fördern. Das ist eine der Fragestellungen, für die Salzburger Forschende Schwarmintelligenz nutzen. 

Wer gern in der Natur unterwegs ist, kennt das Problem: Rund um die Badeplätze an Seen oder bei den Ausgangspunkten von beliebten Wanderungen sind alle verfügbaren Parkplätze belegt. Die später kommenden Gäste parken dann irgendwo auf Wiesen, im Wald oder verstellen zum Ärger der Grundbesitzer Zufahrten.

Viele Tourismusgemeinden suchen Möglichkeiten, um von wild parkenden Ausflugsgästen hin zu nachhaltigen Mobilitätskonzepten zu kommen. Der bei der Salzburg Research Forschungsgesellschaft angesiedelte European Digital Innovation Hub „Crowd in Motion“ hilft Unternehmen dabei, Probleme wie diese in den Griff zu bekommen. „Wir bieten digitale technologische Lösungen für Herausforderungen im Tourismus“, sagt Markus Lassnig, Leiter von „Crowd in Motion“. Ein größerer Parkplatz sei nicht sinnvoll, es brauche andere Maßnahmen, ist der Innovationsforscher überzeugt. Aktuelle Information über die Parkplatzsituation könnte zum Umstieg auf Zubringerdienste motivieren. Ein anderes Service, das „Crowd in Motion“ zur Verfügung stellt, ist der Zugang zu Testmöglichkeiten. Das kann beispielsweise im Fall der Mobilitätslösung das Ausprobieren von Sensoren zur Messung der Besucherströme sein.

Zugang zu Schwarmwissen

„Crowd in Motion“ ist ein forschungsbasiertes Serviceangebot, das kleine und mittlere Unternehmen bei digitalen Transformationsprozessen unterstützt. Das Angebot sei kostenlos, betont Lassnig. Finanziert wird der Digital Innovation Hub je zur Hälfte von der Europäischen Union und vom österreichischen Wirtschaftsministerium. „Es geht um einen niederschwelligen Zugang zu Digitalisierungsexpertise, Testinfrastruktur, Netzwerken und Finanzierungsberatung“, sagt Lassnig. Das Angebot beginnt bei Workshops, um Unternehmen in Sachen Digitalisierung Wissen zu vermitteln und damit die Basis für weitere Projekte zu legen. Auf der nächsten Ebene geht es um den Zugang zu Innovationsnetzwerken und Schwarmwissen.

»Wenn Wanderer wissen, dass viel los ist, wählen sie eine alternative Tour.«

Markus Lassnig

Salzburg Research

„Wenn ein Unternehmen eine Entwicklung in der Pipeline hat, aber an einem Punkt steht, wo es allein nicht weiterkommt, können wir Wissen anderer anzapfen“, erläutert Lassnig. Er nennt als Beispiel eine Tischlerei, die von Lösungen, die ein metallverarbeitender Betrieb bei ähnlichen Problemstellungen gefunden hat, profitieren kann. „Crowd in Motion“ begleitet mit Machbarkeitsstudien, Prototypenentwicklung und Testinfrastruktur. Und schließlich unterstützt der Digital Innovation Hub seine Partner auch bei der Suche nach Crowd-Finanzierung. „Unsere Zielgruppe sind Tourismus-, Sport- und Freizeitwirtschaft“, betont Lassnig.

Echtzeitinfos sind sinnvoll

Bei der Besucherlenkung in den Tourismusgemeinden kann die Lösung z. B. Echtzeitinformation über die Parkplatzauslastung sein. „Wanderer wollen nicht im überfüllten Gebiet unterwegs sein. Wenn sie wissen, dass viel los ist, und sie die Information bekommen, wählen sie eine alternative Tour.“ Auch eine bessere zeitliche Verteilung von Wanderern durch gute Prognosemodelle oder ein auf die tatsächlichen Bedürfnisse abgestimmter Wanderbus könnten helfen. Das Team von „Crowd in Motion“ liefert durch seine Expertise eine Entscheidungsgrundlage, um jene Maßnahmen umzusetzen, die die beste Erfolgsaussicht haben. Damit nicht wild parkende Autos das Wanderglück trüben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.